Keine Erklärung parat, da hilft sicher Google. Nach einer kleinen Kurzrecherche bin ich schlauer und sicher, dass dieser Kanadier vielleicht nicht ganz so funky, zumindest aber ein schlauer Fuchs ist. Was soll er selbst nach Italien, da lässt er lieber einen echten Südländer einfliegen, der hat dann auch die passende Flasche Feuerwasser im Gepäck und das filigrane Händchen angeboren. Steve Galante heißt der und sorgte bereits für die Feel-Good-Momente auf dem Italo-Disco-Klassiker »Don’t Stop« von Asso. Rimini-approved seit 1983 – til infinity und neuem Schwung im Herbst 2014.
Jex Opolis’ »DZE« auf Youtube anhören
Aphex Twins »Xmas Evet 10« auf hhv.de anhören
Flying Lotus’ »Dead Man’s Tetris« auf Soundcloud anhören
Wir sind sklavische Marcellus Pittman-Jünger seit Tag 1, ehrfürchtig erhaben zu jeder neuen Detroit-Maxi, die immer tief und tiefer im Zwischenraum der Bassdrum forscht und eben auch seit Tag 1 seinen eigenen Entwurf von House Music propagiert. Bisweilen düster, immer deep, aber selten (oder ab 2006 immer weniger) funky im originären Sinn von funky, eher funky in a Detroit way. Nun gut. Dass der Mann tief in der Tradition der Disco-Schule steht, davon haben wir uns dann bei einem seiner DJ-Auftritte überzeugen können. Hin und wieder schaffte es sogar ein kurzer MPC-Cut auf die B-Seite einer Veröffentlichung, der die sphärischen Sounds beiseite ließ und fachmännisch dem Boogie pries. »1044 Coplin« hingegen – passend mit dem Subtext »Give you whatcha lookin 4« ist dann tatsächlich das, wonach wir uns gesehnt haben: 80er Drummachine, die Claps schön laut, die Bassline verzwirbelt und hundsfunky, die Synths steigern sich vornehm rein, der Boogie ist omnipräsent. What a tune! Veröffentlicht wird so etwas natürlich passend im PPU-erprobten 7icnh-Format, wäre ja sonst schade um die Gesamtwirkung.Marcellus Pittmans »1044 Coplin« auf Soundcloud anhören
Nach Yung Lean direkt die nächste Kinderzimmer-Erfolgsstory. Spooky Black ist immer noch unglaubliche 16 Jahre alt und spukt sich auf seiner neuen EP über minimalistische Post-was-auch-immer-Beats durch existentialistische Sorgen, die den Eindruck vermitteln, er wäre schon mindestens viermal vor dem Altar stehen gelassen worden und kämpfe aktuell um das Sorgerecht für seine 14 Töchter. Gäbe es da nicht diese naiven Videos und Dj Khaled-Referenzen, ich würde denken er wäre seit 5 Jahren Ghostwriter bei James Blake.Spooky Blacks »Idle« auf Youtube anhören
Tevo Howard Platten waren vor ein paar Jahren strikte Blindkäufe. Irgendwie geriet der Mann aus Chicago dann plötzlich aus den Augen und damit sprichwörtlich aus dem Sinn. Kürzlich dann wieder eine alte 12inch aus dem Regal geholt. Dass das aber zufällig der Grund dafür gewesen sein soll, warum der Facebook-Algorithmus mir ein Posting Howards zu einem seiner neuen Remixe für das japanische Projekt Yeark in die Timeline hob, das kann ich nicht belegen. Anyway, Howard ist bei mir jetzt wieder an der Oberfläche. »Mazar (Tevo Howard Remix 3)« funktioniert nach den üblichen Howard’schen Mustern, in denen die 707 stringend den Rhytmus vorgibt. Darüber aber eine gewaltige, rauchige Synth, die sich im Fortgang nur um Nuancen verschiebt, aber nachdrücklich Echo aufnimmt und in Hypnose steigert.Yearks »Mazar (Tevo Howard Remix 3)« auf Soundcloud anhören
Robert Crashs »Listen You« auf hhv.de anhören
Kollege Hinz verglich Lukids «Nine« mit einem magengrummelnden Vögelchen, für mich klang das stellenweise eher wie eine sich häutende Anakonda, die eigentlich Bock hätte dir die Luft abzudrücken, aber gerade so mit sich selbst beschäftigt ist, dass außer fiesem Zischen und gequältem Winden im Sand nicht mehr drin ist. Lukid strapaziert wie gewohnt die Hörgewohnheiten seiner Hörer, die völlig unverantwortlich gemasterte Hauptmelodie ist in etwa so angenehm wie Schiefertafelnkratzen, aber wie so häufig auf Werkdiscs findet man hier in Hässlichkeit viel Schönheit, wenn man denn – letzte Tiermetapher für heute – ein dickes Fell hat.Lukids »Nine« auf Youtube anhören
Man kann Berlin noch so engagiert als Mecca verklären, so wie wir unseren House gerne haben, wird er selten in der Haupstadt gemacht, schon gar nicht von Menschen, die dort schon länger als fünf Jahre wohnen. Schön also dass sich dieser Marquis Hawkes nicht nur seine Sporen auf Creme und Clone mit purististischem Roland-Geratter verdient hat, sondern mit »Can’t Find A Reason« nun auch einen Sample-lastigen Stampfer veröffentlicht, der dem ersten Vorsitzenden des DJ Sneak Fanclubs aka Kollege Okraj zumindest ein semi-anerkennendes Nicken entlockt. Klar, wer was auf sich hält hat diesen Track bereits 35x zwischen 1995 und 1997 gekauft, aber das ist ein Argument mit dem man sich Musik, vor allem funktionaler, nicht immer nähern sollte.Marquis Hawkes’ »Can’t Find A Reason« auf Soundcloud anhören
Internet, we have a Problem: Yung Lean ist kein Treppenwitz mehr, nicht mehr das Symbol infantil-eskapistischer Pasteoids, die den inneren Lil Durk in sich entdecken wollen und doch nur an der eigenen Conor Oberstigkeit andocken können. »Ghosttown« will von der Worldstar-hip-Hop-Welt ernstgenommen werden, und schafft das auch, nicht nur weil dieser kleine Schwede mal wieder ein gutes Ohr für Beats beweist und irgendwie den Mann der Stunde, Travi$ Scott überzeugen konnte seine bisher schiefste Hook zu singen, sondern auch weil Lean hier nur noch stellenweise klingt wie Moneyboy in der Vorschule. If you can dream it, you can do it Kinders!Yung Leans »Ghosttown (feat. Travis Scott)« auf Youtube anhören