Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Abra, Cooly G et al.

12.02.2016
Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen.
»Formation« by Beyoncé
Jetzt bitte alles droppen lassen, vom Kinn bis runter zur arroganten Haltung: Bey bringt zwar nicht den selbstreflexiven Schwermut eines Lamars ins Game, dafür aber in der Halbzeitpause den Black Panthers-Gruß. Wie wichtig und richtig das auf vielen Ebenen ist, wurde bereits totdiskutiert und wird noch lange nachbrennen – sei’s auch nur dank der Red Lobster-Punchline und dem unangenehmen Gefühl, dass sie damit den Gatten meinen wird. Sekundär wichtig aber zehnfach WTF/FTW-worthy: So unentscheidbar zwischen knochentrocken und überglossy kann und darf Mainstream-Pop 2016 klingen? Es wird wohl oder übel, ganz besonders aber wohl ein übel geiles Jahr werden. KC

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»Nap After I Trap« by Sir Mickey Rockz feat Shorty K
Vom Aufrüttel-Popo-Schüttel-Song zu seinem Gegenteil: Dem Mittagsschlaf-Song. Vom Trappen zum Nappen. Ein Song, zu dem man wie Johnny Cash sein cleanest dirty shirt vom Boden aufliest und Zahnbelag kultiviert. PK

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»Sick Girl« by Abra

Heimlich, leise und auf ausgetretenen Reeboks Jahrgang ’89 schlich sich Abra an unserer von CTM (Cornils), Karneval (Aigner) und voralpiner Wanderlust (Kunze) okkupierten Residualaufmerksamkeit mit dieser Nummer vorbei und wenn Abra-Fanboy No. 2 (der Cup geht wohl an Kunze) nicht schon prophylaktisch mit der Diskografie für die kommende Tour vorgeglüht hätte, wäre die queen of cool damit davon gekommen. Ist sie aber nicht und der redaktionelle Facebook-Chat erstrahlte vor lauter laut gedachter Auberginenemojis in einem zärtlichen Violett. KC

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»Speak Propa« by J Choirboy
taken from J Choirboy’s new EP »Altar Ego«, out 28th Feb on La Mission

Und weil die einzige Therapie für akute Karnevalsverdummung in noch mehr Verdummung besteht, habe ich auch heute keine Zeit für Subtilitäten. J Choirboy klingt nicht nur wie der Supportact für eine 2Unlimited-Revivaltour, auch die prollige Ravigkeit seiner bald über La Mission erscheinenden EP ist so dermaßen im Jahr 1993 hängengeblieben, dass ich meinen Gehirnurlaub noch locker ins nächste Wochenende rüberrette. Oh und: Piano, Amina. FA

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»Kiba« by Philipp Matalla
taken from Philipp Matalla’s new EP »Kiba«, out soon on Kann

Sonntagmittag gebe ich dann Philipp Matallas »Kiba« noch eine Chance. Das klang beim Anskippen leider (sic) nach mehr als Loop, Drop und Arme hoch, eher wie eine Tantramassage für einen riesigen Mosquito, aber nach so viel Humpa Humpa Tätätärä sind die Ramones vermutlich auch zu Rush geworden in meinem verschunkelten Kleinhirn. FA

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»Perfect (feat. Kali Uchis And Austin Feinstein)« by Tyler, The Creator
taken from Tyler, The Creator’s LP »Cherry Bomb«, out now on Sony
get it at hhv.de: CD, 2LP clear or 2LP yellow

Ich möchte an dieser Stelle eine Bauernregel für Menschen einführen, die sich angesichts von Tyler, The Creator wie Bauern im besten Sinne und also den kleinsten Kartoffeln ausgestattet fühlen: In seinen besten Songs hält er überwiegend die Fresse oder zumindest sich selbst bedeckt. KC

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»Vices« by Jacory

À propos Fresse halten: Dankbar wäre es, würden Aigner und Kunze genau das für einen Moment tun, devot ihr SSIO-Gedenkbrusthaartoupet (sie teilen sich eins, glaube ich) anschielen und mich in diesem Trance-Drone-Rap-Stück (?) aufgehen lassen. So müsste es sein, wenn Clams Casino auf 0,7l Codein Ben Frost remixen würde und plötzlich poppt so ein danebener Dude durch die Studiotür, dessen Lieblingsfach auf der Schule des Lebens schon immer Gossen-Existenzialismus war. »Das Gefühl der Absurdität kann einen beliebigen Menschen an einer beliebigen Strassenecke anspringen«, ihr wisst schon. Das hier allerdings schleicht in SloMo mit verhängtem Kopf ums Eck, ein schlieriges Leichentuch hinter sich herziehend. KC

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»Once« by Anenon
taken from his new album »Petrol«, due out March 4th on FoF Music

Okay, Fresse halten geht hiermit klar. Mein SSIO-Brusthaar-Sharing-Toupet steht mir zu Berge, mein Jonny Depp-Anno-»Blow«-Barthaar-Toupet (teile ich mir mit Cornils) leck’ ich mir zu diesem Song. Dieser Kneipp-Kur von Song; der sich eiskalt um die Knöcheln legt, der einem durch Hoden und Bauchnabel fährt und einen dann mit einem Wärmempfinden belohnt, dass nichtmal der Aigner kennenlernt, wenn ich ihm nach einem Tag voller rigoros beheizter ÖPNVs-Mittel und morgendlicher Deo-Anwendungs-Versäumnis das Toupet zurück auf seine Brust lege. PK

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»Woman« by Rosie Lowe (Cooly G Remix)
taken from her debut album »Control«, out tomorrow on Wolf Tone/Polydor Records

Und danach Sauna. Dicke Perlen glitzern auf meiner goldenen Haut, ich tanze wohl choreografiert, die Tulpen, die im Sauna-Dunst erwachsen sind, tuen es mir gleich, es ist dicht, rhythmisch und für Tulpen- sowie Toupet-Fetischisten sicher auch sexy. Ich denke mir, »oh, der Song könnte auch als Tech House-Vebrechen zählen«, denke mir aber auch: Wen juckt’s außer meine Brust unter dem Toupet? PK

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»コンガ« by その他の短編ズ
taken from その他の短編ズ’s new LP »コンガ«, out 25th April on Noble

Eins habe ich noch, ein nach Kalpico und verzuckertem meron pan schmeckendes Lullaby zum Draufrumlutschen, das doki doki auf der Zunge macht. Oyasumi minna-san~ KC

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