Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von DJ Richard, Call Super, Kelela und anderen

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen sieben Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Sarah Connor!
»Savage Coast« by DJ Richard
taken from DJ Richard’s Debutalbum »Grind«, out now on Dial

Wir fangen heute mal hinten an. DJ Richard zimmert einen dermaßen sinistren Post-Peaktime-Not-Quite-Done-Yet-Fiesling von einem Track zusammen, dass du dicht zurecht fragen darfst, ob Savage Coast nicht viel zu bösartig für Dial und das zur Toilette torkelnde Flurvolk ist. Geil auch diese synapsensprengende Stotter-Acid-Synthline, die dir eigentlich sagen will: geh endlich nach Hause. FA
»Meltintu« by Call Super
taken from Call Super’s new 12inch »Migrant/Meltintu«, out September 25th on Houndstooth

Dabei hattest du doch gerade Call Super und dessen Versöhnung mit dem Flur verarbeitet, nachdem er mit seinem letztjährigen Album auch die Sesselpupsintellektuellen für sich gewinnen konnte und mittlerweile vermutlich genau so viele Anfragen für »Vinissagen« wie für Clubnächte bekommen dürfte. Noch stolz auf diesen Vergleich, klopft auf einmal diese Topfschlag-Percussion an, die die Synth-induzierte Paranoia nur noch verstärkt. FA
»es« by CVN
taken from the Cassette »Concrete Virus Nu«, out on Baba Vanga

Bei Paranoia muss ich kurz hineingrätschen, auch wenn ich das Storytelling meines Kollegen für einen Augenblick ins Wanken bringe. Denn »es« von CVN (man weiß nicht viel, wohnt in Tokyo, das erklärt einiges) klingt, als würde der beschriebene Clubabend, im Taxi nach Hause, fast rewind noch einmal durchlebt, einige Filmrisse inbegriffen. Micro-geschnippsel für Rückwärtstänzer. SH
»Backwards« by Alice Cohen
taken from Alice Cohen’s new album »Into The Grey Salons«, out in September on Olde English Spelling Bee

Zehn Stunden vorher: große Verwunderung wie einfach es dir Olde English Spelling Bee mit Backwards macht. Alice Cohen tänzelt sich beschwingt und wunderbar unverbindlich durch Italians Do It Better Fixpunkte und klingt dabei sogar noch poppiger als die Chromatics hier während du das erste Mal diese Woche gutgelaunt spülst. FA
»Straight Lines« by Shopping
taken from the LP »Why Choose?«, rereleased October 2 on Fat Cat

Find it at hhv.de: LP
Und während Alice Cohen auf das Jahr 1985 referenziert, gehen Shopping gleich ins Jahr 1979 zurück. Und klingen dabei mit ihren gängelnden Gitarren, dem hüpfenden Bass und einem scheinbar nur aus Hi-Hat und Snare bestehendem Schlagzeug genauso ›cool‹ wie Gang Of Four, Delta 5 oder Joy Division anno dazumal. Was sagt es über das Jahr 2015, dass diese Art von Musik wieder so eine Dringlichkeit besitzt? SH
»Grippin’ Grain (feat. 8 Ball, Scotty ATL & Big K.R.I.T.)« by DJ Scream
Noch ein Kapitel früher: DJ Scream hilft dir beim Heimweg aus dem Büro bei der Einsicht, dass ein U-Bahn-Monatsticket gefühlsmäßig nicht mit einem tiefergelegten Cadillac mit Holzlenkrad zu vergleichen ist und dein Rewe um die Ecke kein Liquor Store in Atlanta ist. FA
»Rewind« by Kelela
taken from Kelela’s new EP »Hallucinogen«, out October 9th on Cherry Coffee

Dabei hattest du dir doch kurz zuvor noch erfolgreich eingeredet, dass eine Jermaine Dupri-Clubnacht das ist, was deiner Stadt gefehlt hat und du all das ganz geschmackssicher inszenieren würdest. Nur wegen dieser Kelela. FA
»Everything Scatter« by Fela Kuti & Africa 70
taken from the originally in 1975 released LP »Everything Scatter«, rereleasd on Knitting Factory, October 16

Was reimt sich auf Kelela? Mit viel Fantasie vielleicht: Fela! Diese zehn Minuten aus dem Jahre 1975 erzählen dir einmal mehr, wieso du statt all den jüngst wiedergefundenem und auf Vinyl zugänglich gemachtem Afrobeat, dem Jazz aus Nairobi, dem Psychedelic Rock aus Abuja und dem Funk aus den Sowetos einfach auch nur eine Schallplatte von Fela Kuti hören müsstest. Wahrscheinlich reicht auch nur ein einziges Stück. Wie dieses hier. SH