Ausklang | New Music Friday – Neue Musik von Girl Talk, Four Tet, Riff Raff, Matthewdavid et al.

Woche für Woche picken wir Tracks, die uns in den vorausgegangenen 7 Tagen nicht aus dem Kopf gehen wollten, deren Release auf den heutigen Tag fällt oder einem anderen Pseudogrund unterliegen. It’s new music, Scooter!
»Suicide« by Girl Talk & Freeway feat. A$AP Ferg
the original is taken from Girl Talk‘s and Freeway‘s collaborative EP »Broken Ankles«, which is available for [free download via Soundcloud](https://soundcloud.com/phillyfreezer/sets/broken-ankles)
Der Kunze, also ich, hat einen Hexenschuss. Das ist insofern wichtig zu wissen, als dass für mich heute nur zwei Arten von Songs in Frage kamen: Entweder Songs, die mit der betäubenden Wirkung der Ibus in meinem System harmonieren, oder solche, die genug Energie mitbringen, um mich mit Frauen aller Rassen und Herkünfte trotz Hexenschuss den Limbo tanzen lassen. Wenn der Trap Lord auf einen Song des Vollbärtigen aus Philly und der Mash-Up-Maschine aus Pittsburgh springt, dann wisst ihr bereits, dass ich direkt Bananenschalen und Palmenblätter um die Lenden trage und die Stange tiefer hängen lasse. PK
»Issues« by Philipp Quehenberger
taken from the LP »Content«, out July 7 on Editions Mego
Müßiggang, Brei in der Birne, gemütliches Schattenplätzchen, Philipp Quehenberger im Ohr. Auch wenn plötzlich der Sommer einbricht, muss man doch nicht auf seine Dosis House verzichten. Obwohl, nun, House, na ja… mit Mühe wird bei Philipp Quehenberger der Takt gehalten, der Mann klingt halt immer so, als würde der im nächsten Moment aus den Latschen kippen. Ui, ich mach mal den Ventilator an. Oder ich gehe Angeln… SH
»Cherry Cola« by MermaidS
taken from the digital only EP »Handsome Stranger«, out June 11 on Young Adults
Meerjungfrau am Haken, Darryl Hannah auf der Leinwand, Cherry Cola im Becher, 80s am Start. Die MermaidS ködern dich mit modernen Snaps und Filtern, stehen aber längst am Ufer der 1980er Jahren und ziehen dich zurück in das Jahrzehnt, bis du zwischen Freuen und Schämen nicht mehr unterscheiden kannst. Das an Candy Dulfer erinnernde Saxophon am Ende, ist mir persönlich dann aber zu viel. (weiter mit: I-I-I-Ibu-Music!) SH
»Artforms« by Matthewdavid
taken from his new album »In My World«, out July 1st on Brainfeeder
find it on hhv.de on CD and LP
I-I-I-Ibu-Music! Brainfeeder‘s Matthewdavid klingt ein wenig wie Panda Bear mit Vorliebe für IDM: Sein waschlappiger Gesang dödelt so über den Beat aus gezupfter Gitarre, nassem Klatschen, Scratches und so. Perfekt, um in einem Kokon aus Decke dummselig an die Wand zu schauen und sich mit sich selbst darüber einig zu sein, dass ein Leben im Wattebausch einfach das bessere Leben ist. PK
»Passage« by M. Geddes Gengras
taken from the LP »Ishi«, out June 24 on Leaving Records
Und während Philipp noch mit Matthewdavid kuschelt, werde ich gleich konkret und stelle mir die Frage, ob dieser als A&R für sein Plattenlabel Leaving Records nicht tausendmal interessantere Musik an die Oberfläche bringt, denn als Musiker. Das musikalische Programm auf Leaving Records ist jedenfalls höchst spannend und damit das auch so bleibt, veröffentlicht Matthewdavid sein eigenes Album »In My World« wohl lieber bei Brainfeeder. Sein neuester Labelcoup für Leaving Records hört auf den Namen M. Geddes Gengras. Der Kalifornier hatte seine Kompositionen am Modular Synthesizer zuvor bereits bei Umor-Rex, Holy Mountain oder RVNG Intl veröffentlicht (auch keine schlechten Adressen). Der 11-Minüter »Passage« ist von einer schillernden Tragik, von einem unbegründeten Wissen eines besseren Morgen. SH
»Outta Here« by Blanc 2
Jetzt wird‘s knifflig! Bei John Talabots neuer Scheibe als Blanc 2 bin ich unentschlossen: Will ich mir zu diesem Rhythmus, der sich immer weiter steigert, limbomäßig direkt zwei Atombomben auf meinen Hexenschuss fallen lassen, oder will ich mich zur Vocoder-Stimme in ein Spirale aus Halbschlaf-Träumen begeben? Sicher ist jedoch, dass die Zeile »gotta get outta here« perfekt zum Aua-Eskapismus passt, dem ich mich heute verschrieben habe. PK
»Tropical Vacation« by Riff Raff
taken from Riff Raff‘s new album »Neon Icon«, out June 24th on Mad Decent
Da ist es passiert: Ich habe irgendwo zwischen Schmerz und Schmerzmitteln die Besinnung verloren, schwebe durch die Milchstraße, die Bananenschalen und Palmwedeln streicheln meine Oberschenkel und Riff Raff macht Tropical-EDM-Yachtrock und singt. Warte, was? Riff Raff macht Tropical-EDM-Yachtrock und singt? Ja. Er singt darüber, dass er nicht gerne wartet, nicht gerne Auto fährt, nicht gerne fliegt. Musikalisch wird das für die meisten Leser ein Ausflug ins Universum des Schmerzes sein, was die Geisteshaltung anbelangt ist dieser Song aber eben ein Urlaub im Tropenwald. »Tropical Vacation« fasst die Geschehnisse rund um meinen Hexenschuss perfekt zusammen. Wobei, “das”:ttps://www.youtube.com/watch?v=xzas5qr_t9o wäre auch ein würdiger Kandidat gewesen. PK »One Time For« by Rome Fortune
& »West Coast« (Four Tet Remix)« by Lana Del Rey

Zum Abschluss noch der doppelt eingesprungene Four Tet. Zuerst ein Track, den Kieran Hebden für Rome Fortune produziert hat. »One Time For« zeigt, dass Four Tet gerade in Sachen Beats eine Hausnummer ist, die Synths aber diesmal eine Spur zu dick geraten sind. Sein Remix für Lana del Reys »West Coast« geht in eine ganz ähnliche Richtung. Alles ziemlich tight produziert, aber irgendwie mir auch eine Nummer zu sicher. Am Ende beschleicht mich gar das ungute Gefühl Britney Spears gehört zu haben. Täusche ich mich? SH