Zwischen den abstrakten Modular-Experimenten von Oren Ratowsky, den sehnsüchtigen Dub-Techno-Interpretationen von Solpara oder dem schimmernden Ambient von Arabie ’79 läuft gleichsam ein roter Faden, den das Kollektiv mit dem Start der »Furnace Series« im Jahr 2015 noch stärker betonte. Benannt nach der Waschküche einer Studentenwohnung, in welcher einige der Montréaler Booma-Shows stattfanden, erkundet die Compilation-Reihe den gemeinsamen Nenner des freundschaftlichen Verbandes. »Ich denke, jedes Booma-Release ist das Produkt eines sehr spezifischen Moments«, heißt es, obwohl nicht angegeben wird, wer dort spricht. »Alle unsere Tracks und Releases sind sehr gut darin, Erinnerungen widerzugeben.« Der starke innere Zusammenhalt verwundert fast, hat sich die Booma-Posse doch mittlerweile in Berlin, Frankreich oder den USA niedergelassen. Wie entscheidet sich da zum Beispiel, ob ein Release rein digital, auf Tape oder etwa Vinyl erscheint? »Wir reden ohne Unterlass. Ästhetische Entscheidungen werden immer in der Gruppe getroffen. Das ist recht einfach, weil wir einander vertrauen, schon lange zusammenarbeiten und unsere Geschmäcker einander ähneln.« Die unschönen Seiten des Labellebens werden hingegen an Außenstehende delegiert. Das schont die Freundschaft – und die steht als internationale Angelegenheit beim Booma Collective schließlich im Mittelpunkt.
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disko404 ist 2004 in Graz gegründetes Kollektiv, das nach zwei Compilation-Veröffentlichungen ab dem Jahr 2012 intensiver als Label in Erscheinung tritt. Betrieben wird disko404 von gut einem Dutzend MusikerInnen, PromoterInnen und DJs. Der Labeloutput reflektiert folglich, wofür das österreichische Kollektiv auch mit seinen regionalen Veranstaltungen und Radioshows auf dem Londoner Sender Sub.FM und dem österreichischen Kanal Radio Helsinki einsteht: Vielfalt. »Wir sind als Crew musikalisch recht breit aufgestellt. Daher ist von Ambient und experimentellen Ansätzen, House und Techno, Referenzen zu Jazz und Funk bis zu Juke und Jungle alles vorhanden«, erklärt Simon/off, der selbst bereits über das Vinyl-Imprint veröffentlicht hat. »Trotzdem zieht sich für uns eine Linie durch, die aber wohl mehr so eine Gefühlssache ist«_, erklärt er weiter.Auffällig jedoch ist die Nähe zu britischen Spielarten elektronischer Musik, die auf den ersten Blick von einem in Österreich ansässigen Label verwundern mag. »Ein großer Teil von disko404 kommt aus der Mid-90s-Jungle sowie Warp- Planet µ- und Rephlex-Ecke«, erklärt Simon/off. »Dieser Strang zieht sich für uns einfach weiter. Da spielt das UK-Hardcore Continuum schon eine wichtige Rolle.« Von dort gibt teilweise auch die überschwänglichste Resonanz zu hörem. Mit dem ersten Vinyl-Release, einer Split-12" zwischen Sun People und Franjazzco, klinkte sich disko404 in die damals noch im Entstehen begriffene Juke-Szene ein, erinnert sich Simon/off ein. Von Addison Groove über Machinedrum bis zur Chicagoer Teklife-Crew sei positives Feedback zu hören gewesen. Trotzdem: Festlegen will sich das Kollektiv, dessen Reklame-ähnliches Artwork ebenso catchy wie selbstironisch mit den Selbstinszenierungsmechanismen der Indie-Welt bricht, eben nicht, wie Simon/off mit Verweis auf vielseitige Releases wie die des Chefeklektikers Fontarrian betont. Das wäre auch schwierig umzusetzen bei gut einem Dutzend Mitglieder.
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Gang Of Ducks ist ein 2012 in Turin gegründetes Label. »Unsere Crew setzt sich aus ein paar Menschen zusammen, die in verschiedenen Feldern aktiv sind«, lautet die trockene Antwort auf die Frage, wer eigentlich hinter dem Projekt steht. Mehr ist über das italienische Kollektiv selbst bei intensiver Recherche nicht herauszufinden – und das obwohl das Label mit Releases von unter anderem Ital Vaghe Stelle und S Olbricht in der an abseitigen elektronischen Sounds interessierten Szene bereits zur Institution geworden ist. Auch wenn es nicht minder einsilbig »Kein Motto, keine Philosophie« heißt, wird über die Ambitionen des auf Tape, Vinyl und digital veröffentlichenden Imprints ein bisschen mehr verraten: »Gang Of Ducks wurde nicht allein als Label, sondern als Knotenpunkt für die Veröffentlichung verschiedener Dinge gegründet. Wir konzentrieren uns derzeit zwar auf Platten, werden in Zukunft aber auch Verlagsprojekte und Kunstausstellungen angehen. Wir haben keine fixen Ziele, sondern versuchen nur einen rohen Dämon in die möglichst bestdefinierte Form zu bringen«_, so der nebulöse Kommentar. Die eigene Note darf aber nicht fehlen: So gut wie jedes Release kommt als Bonus mit einem Gang Of Ducks-Remix.Die Einzelkonzepte der Veröffentlichungen des (vermutlich) zu Teilen nach Berlin übergesiedelten Kollektivs werden umfassend aufbereitet. In welchem Format ein Release erscheint, wird intensiv mit den KünstlerInnen diskutiert. Zwischen einer 7 vom hyperproduktiven Noise-Künstler Sudden Infant über die streng limitierten Tape-Releases von Traag hin zu 12"s von untere anderem “Sabla die mit aufwändigen Etchings verziert werden, steckt Gang Of Ducks viel Liebe zum Detail in runde Gesamtkunstwerke, die sich wiederum in einen Kontext einpassen. »Wir legen viel Wert auf den visuellen Aspekt, um die hinter der Musik stehenden Konzepte voll auszuschöpfen und haben eine eigene aus Symbolen bestehende ‘Sprache’ entwickelt, die die einzelnen Releases miteinander in Verbindung setzt«, heißt es zur Gestaltung der oftmals mit Okkultismus liebäugelnden Zeichenwelt von Gang Of Ducks. Das letztlich steht im Vordergrund – und nicht etwa die Personen dahinter.
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Hausu Mountain ist ein 2012 von Doug Kaplan und Max Allison gegründetes Label aus Chicago. Ursprünglich hatten Kaplan und Allison Hausu Mountain als Plattform für ihre eigene Musik gegründet, veröffentlichen jedoch mittlerweile überwiegend KünstlerInnen, die sie bewundern. »Unser Ziel ist es, die Ideen dieser Menschen in die Welt herauszutragen, obwohl (oder gerade weil) diese unkonventionell oder experimentell sind«, erklären die beiden. Das sind die Releases von Hausu Mountain, die überwiegend digital oder auf Kassette und seltener auch auf Vinyl daherkommen, in jedem Fall. Zwischen verspulten Pop-Entwürfen, quietischigen Jazz-Releases, abstrakten Footwork-Derivaten und modularen Synthie-Spielereien scheint sich zuerst kein kleinster gemeinsamer Nenner außer der Labelheimat herauszukristallisieren. »Uns geht es um transportive und extreme Qualitäten, Musik, die die Ideen eines Genres ignoriert oder zerfetzt«, lautet der Schlachtruf. »Wir mögen Musik, die nicht langweilig ist, die Geister dabei zeigt, wie sie sich selbst und andere herausfordert.«_ Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Solo-Live-Performances, der mit der »Mugen«-Serie eine ganz eigene Plattform gewidmet wird und die vor allem mit analoger Hardware produzierte Musik versammelt.Anders als so viele andere Kleinlabels, die sich verschrobener Underground-Musik verschrieben haben, ist Hausu Mountain keine rein über das Internet operierende Angelegenheit. Zwei blind eingesendete Demos hätten die beiden Musiker bisher veröffentlicht, der Rest der Releases speist sich aus persönlichen Kontakten, die die beiden auf Tour mit ihrer Band Good Willsmith gemacht haben. Dabei dürfte Kaplan dank seiner Arbeit bei Thrill Jockey eigentlich bestens vernetzt sein – ein Vorteil, aus dem das Duo offenkundig keinen Profit schlagen möchte. Der auf Hausu Mountains veröffentlichenden Acts wird gleichsam die Entscheidungsautorität überlassen, geht es um die knalligen Artworks. Viele von denen stammen allerdings von Allison, der am kunsthistorischen Institut des Weinberg College Of Art And Sciences in Evanston, Illinois arbeitet. »Max entwirft Visuals, die seiner Auffassung nach auf eine Art mit der Musik übereinstimmt. Er designt Collagen aus gescannten Comicbüchern, Mangas oder Animes und anderen found sources und legt Elemente von 8-Bit-Pixel-Kunst und willkürlichen Webbildern übereinander.« Ein Zwiebelprinzip, das die Vielschichtigkeit der Musik widerspiegeln soll. Ob Hausu Mountain-Releases allerdings digital, auf Kassette oder sogar Vinyl erscheint, wird nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschieden. Da schiebt sich der blanke Pragmatismus vor eine Haltung, die die beiden so zusammenfassen: »Unsere Philosophie kann auf den Begriff ‘zones’ zusammgestrichen werden. Reicht uns die Hände und lasst uns in der ewigen Liebe des Großen Schweinswalköniges baden!«. Ähm, okay.
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