Review

Ahmed Malek & fLako

Electronic Tapes

Habibi Funk • 2017

Keiner scheint genau zu wissen, was Ahmed Malek in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren genau ritt. Der damals schon über 50 Jahre alte Musiker war einer der gefragtesten Filmkomponisten Algeriens und tendenziell dem psychedelischem Jazz verschrieben, als er den Synthesizer für sich entdeckte. Eine Kiste mit auf Kassetten aufgenommenen, experimentellen Jams Ahmed Maleks aus dieser Zeit fällt Jahrzehnte später dem Label Habibi Funk das sich dem Ausgraben vergessener Musikschätze aus arabischen Ländern verschrieben hat, in die Hände. Und was macht man mit solch einem tonnenschweren Rohdiamanten? Man lässt ihn von einem qualifizierten Fachmann, in diesem Fall von fLako zum Brillianten schleifen. Aus Stunden an Material schnitt dieser das unheimlich vielseitige Album »Electronic Tapes«, dessen rasante, psychedelische Arrangements mit Titeln wie »Tape 27 Track 3 (Part 2)« in wenigen Fällen die 3-Minuten-Marke überschreiten. Dieser Drang zum Kompakten macht diese Mischung aus Field Recordings, synthetischen Melodien, Fragmenten arabischer Melodien und seltenem Drum-Computer noch ungewöhnlicher und spannender, als sie als bahnbrechender Fund eh schon ist. Ob das fLakos Beattape-Sozialisierung geschuldet ist, bleibt offen. Wie die Fragen, wie und warum der 2008 verstorbene Malek diese abgedrehte Musik ersann (fLako fragt sich in den Liner Notes: »War er auf Drogen, hat er Gras geraucht? War er in den Bergen?«) und auf welche Weise er diese Musik veröffentlichen wollte – wenn überhaupt. Doch was soll’s, die »Electronic Tapes« können Maleks Vision nur gerecht werden, sie sind die Überlappung zwischen Avant-Garde Elektronik und dem Soundtrack für ein hypnotisierendes Strategiespiel. Könnte das so ziemlich erste auf den Punkt gebrachte New Age-Album aller Zeiten sein.