Review

Anderson. Paak

Malibu

Steel Wool Entertainment • 2016

Mit dem Auto ist das Sandparadies Malibu von Venice Beach aus in weniger als einer halben Stunde zu erreichen. Zeit genug, durch die Memory Lane zu kurven. Vorbei am Santa Monica Pier, hinterließ everybody’s darling Anderson .Paak mit seinem Debütalbum »Venice« den bitteren Beigeschmack von Blutorangen auf dem Fakt, einer der wichtigsten Entdeckungen der Westküste seit König Kendrick Lamar zu sein. Der Verdacht, ein dauergrinsendes Chris-Brown-Update zu sein, nivellierte sich mit der Empfehlung als gelenkiger Feature-Akrobat auch nach »Compton« zunehmend. Denn Anderson .Paak kann zu jeder Zeit jedes Gefühl authentisch transportieren. Findige Künstler erkannten deshalb das noch ungezähmte kreative Potenzial des 30-Jährigen und nutzen den Namen seither, um eigene Projekte zu pushen. Der Drahtseilakt, die eigene Körperlichkeit im Kontext des Debütnachfolgers zu verarbeiten, gelingt dem Multiinstrumentalisten beinahe vollständig. Bei aller hedonistischer Großspurigkeit ist .Paak auf dem Weg nach Malibu für einige Momente mit seinen Gedanken allein. So wird aus dem grünohrigen Pazifikpanorama, ein selbsttherapeutischer Blick auf Vergangenes und Vergessenes. Mit dem Debütnachfolger zieht der Schützling von Dr. Dre einen klugen Entschluss: nachhaltiger musizieren, indem mehr Persönlichkeit in Text und Wort einfließt. Geöffnete Bücher lesen sich besser als ihre Klappentexte. So schwingen zwischen vernachlässigbaren Uptempo-Momenten persönliche Tragödien in tieferen Rollen. Das zeichnet ein differenzierteres Bild, auch wenn »Malibu« erfrischend weit entfernt von Tagebuchästhetik ist. Der nächste Schritt: die Migrierung auf Aftermath. Das nächste Ziel? Hinter Malibu liegt Oxnard.