Lust auf Poesie über lange, verhuschende Bläser– und Synthanschläge sowie Kleinstinstrumente? Brauchst nicht weitersuchen. Spoken-Word-Wunderfrau Felicia Atkinson hat sich mit Jack Rollo & Elaine Tierney, Christina Petrie UND Maxine Funke zusammengetan. Es gibt eine Nische, in der ist das eine veritable Supergroup ist.
Rollo und Tierney kennt man als Time Is Away, Time Is Away kennt man als DJ-Duo, die sich mit Mixes einen Namen gemacht haben, in denen alle Stücke durch ein übergeordnetes Narrativ, eine gemeinsame Atmosphäre zusammengehalten werden, meistens mit Neigung zum Ruralen, die schroffen Küsten des UK, Reisfelder in … Vietnam. Christina Petrie tauchte auf einer dieser Zusammenstellungen auf. »Ballads« hieß die; Petrie sprach das Titelstück ein. Zuletzt Maxine Funke. Neuseeländer Singer-Songwriterin, bekannt vor allem für ihr »Seance«-Album auf A Colourful Storm.
Zusammen nennen sie sich Annie A. Vielleicht eine Hommage an Annie Albers, Textilkünstlerin und Bauhauslerin. The Wind That Had Not Touched Land lautet der ziemlich Theodor-Fontanige Titel des Albums. Ein Album, das sich Zeit lässt. Produziert hat es Felicia Atkinson, deren Handschrift auch ganz deutlich die Entscheidende ist.
Wie auf ihren Solo-Releases schafft sie es, mit ihrer Klangkunst eine merkwürdige Zwischenwelt aus Hypnose und Bedrohung zu bauen; man weiß nicht, ob man sich zudecken oder verteidigen soll. Dazu Gedichte. Am Ende steht man mit weichem Textil bewaffnet im Wohnzimmer und ist sich bis aufs Äußerste unsicher, ob man diese Erfahrung jetzt zwangsweise weiterempfehlen oder überhaupt auch nur selbst wiederholen will.

The Wind That Had Not Touched Land