Review

Félicia Atkinson

The Flower And The Vessel

Shelter Press • 2019

Schallplatten von Félicia Atkinson sind immer etwas Besonderes. Hier passt einfach alles: Design, Sound, Kunst. So auch bei »The Flower And The Vessel«. Aber lasst uns von vorne anfangen. Das Album ist einfach schön. Die Fotografien auf dem Artwork sind von dem französischen Künstler Julien Carreyn. Sie zeigen Blumen in Gefäßen. Einsame Gewächse, auf den zweiten Blick schön. Das Design kommt von Bartolomé Sanson, mit dem Atkinson Shelter Press kuratiert, wo neben Schallplatten auch tolle Kunstbücher erscheinen. Die Schallplatte wurde gemastert von Rashad Becker bei Duplates & Mastering in Berlin. Er ist unbestritten einer der besten in seinem Handwerk. Und schließlich zur Kunst: in seiner ganzen Unscheinbarkeit geht die Musik von Félicia Atkinson nicht spurlos an einem vorbei. Bei all der eingeforderten Distanz wird dir keine Musik in diesen Tagen näherkommen können. Sie braucht dafür nur das geringste: wenige Töne, Ansätze von Melodien, Fetzen sanft geflüsterter Lyrik, das Knarren im Gebälk. Alles ist sehr metaphorisch, weshalb manche sie als Sound-Poetin bezeichnen. Sie selbst will mit ihrer Musik ein auf der Kopfhaut beginnendes Kribbeln der Nerven erzeugen, dass sich langsam durch den ganzen Körper bewegt. Ein wenig erforschtes Phänomen, das in der Fachwelt als Autonomous Sensory Meridian Response (ASMR) bezeichnet wird. Schon im eröffnenden »L’Après-Midi«, in »You Have To Have Eyes« oder auch in »L’Enfant et Le Poulpe«, einem der Highlights, sollte klar werden, wie dieses Gefühl getriggert werden könnte. Im über 18 Minuten langen abschließenden Stück »Des Pierres« ist übrigens Stephen O’Malley an der Gitarre zu hören (was ich einfach noch der Vollständigkeit erwähnt haben wollte). Es bleibt: Schallplatten sollten immer so sein wie die von Félicia Atkinson Heute sind sie noch etwas Besonderes.