Hier erwartet den Hörenden genau das, was er nur erwarten kann, ließt er den Titel, make no mistake. Bei »Slavic Folk Songs« handelt es sich nicht etwa um kontemporär aufgestylte, mit zeitgeistigen musikalischen Mitteln interpretierten Lieder aus dem slavischen Raum, sondern um real fucking Slavic Songs, die echten, mit bloßen Fingerknöcheln. Ansis Bētiņš und Arturs Cukurs geben die klassischen Lieder mit nichts anderes als ihren Stimmen wieder. Und man wird hier, im warmen Sessel sitzend, direkt von ihnen am Schopfe gepackt und irgendwo in die Karpaten gehoben, Wald, Feldwege, Kirchen, Rauch steigt aus den Schornsteinen auf.
Je länger die beiden singen, desto mehr erreicht einen dieser Spirit. Man wohnt ihrer Messe bei, mit fortschreitender Dauer kehrt man ein, in die innere Andacht. Die Lieder wurden für diese Rezension nicht übersetzt, aber wer da mal unterwegs war, in slavischen Gebieten, und wer ihn ein bisschen kennenlernen durfte den slavischen Geist, der hat die Ahnung: Hier geht es um Mystisches, hier geht es um Unglück, Pech, die Härte der Welt, kalte Winter und wenig Brot. Sehr ernst die Sache. Ein Ernst aber, den man in dieser, einer ertragenden, ganz und gar nicht hohldrehenden Form heutzutage wirklich auch nicht mehr so oft erlebt.

Slavic Folk Songs