Bradford Cox, seines Zeichens Sänger von Deerhunter, blickt uns vom Cover seines unter dem Namen Atlas Sound erscheinenden neuen Soloalbums Parallax wie ein Rock’n Roll-Crooner alter Schule an. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, denn die neuen Stücke sind »Dreampop« im besten Sinne des Wortes. Wie in einem guten Traum erscheinen auch surreale Elemente wirklichkeitsnah und plausibel, verträumt ist die Atmosphäre auch bei flotteren Liedern. Der Titel des Albums passt ebenfalls zu dieser Lesart, bezeichnet eine Parallaxe doch die nur scheinbare Positionsverschiebung eines Objektes, vorgegaukelt durch unterschiedliche Blickwinkel des Beobachters. Mit traumwandlerischer Sicherheit entwirft Bradford einen ureigenen Sound (experimenteller und gleichsam entschlackt im Vergleich zur Hauptband) der trotz aller flirrenden Synthietöne und Field Recording-Spielereien im Hintergrund doch in erster Linie sehr eingängig, gar melodieseelig daherkommt. Geschickt pendeln die Songs zwischen feiner Melancholie, die jedoch frei von plumpem Singer/Songwriter-Weltschmerz oder selbstmitleidiger Weinerlichkeit ist, und ansteckenden euphorischen Momenten, ohne in überzuckerte Naivität abzudriften. Mit diesem Album erhascht man einen kurzen Blick auf eine traumhafte musikalische Parallelwelt.

Parallax