Kommt das vermeintlich ewige Wunderkind nun etwa in die Trotzphase? Zumindest der Titel »No No No« des vierten Beirut-Albums legt genau das nahe. Gerechtfertigt wäre es allemal, da Zach Condon dieser Wunderkind-Ruf bereits seit stolzen zehn Jahren vorauseilt – was ihn wiederum zum Leidensgenossen von etwa Bright Eyes oder Villagers macht. Wahrscheinlich hat der negative Grundtenor aber viel mehr mit Condons Schreibblockade und seiner Scheidung zu tun. Jedenfalls ist hier die Instrumentierung sehr viel reduzierter im Vergleich zum bisherigen Œuvre, obwohl verschiedene Bläser natürlich wieder mit dabei sind und der typische warme Klang von Beirut erhalten bleibt. Es kommen aber weniger exotische Instrumente zum Einsatz, was den Sound transparenter und prägnanter macht. Auch, was die Anzahl der Songs und die Länge des Albums betrifft, beschränken sich Condon & Co. aufs Wesentliche und servieren neun Stücke in einer knappen halben Stunde. Die ist aber immer noch durch und durch Beirut, was vor allem am unverkennbaren Gesang zwischen getragener Melancholie und ein klein wenig Gelangweilt-Sein liegt. Diese gelangweilte Niedergeschlagenheit überträgt sich allerdings leider auch etwas auf die Hörerschaft. Der jugendliche Funke, der noch die ersten Alben so mitreißend machte, will nicht mehr recht überspringen. Vielleicht liegt das auch an der Diskrepanz zwischen den warmen, harmonischen Melodien und den bitteren Texten, die meist um Verlust, Angst und Sehnsucht kreisen.
No No No