Orchesterwerke, Kammermusik, eine Oper, eine Operette, Chorwerke, ein Oratorium, Songs und elektroakustische Stücke: Dafür kennt man Beth Anderson in der Fachwelt. Ihre akademischen Weihen erlangte sie in Kentucky, Terry Riley und John Cage zählten zu ihren Lehrern. Sie schuf allerdings auch Musik, die eher für Happenings, abseitige Galerien oder anarchistische Buchgruppen gemacht – und vermutlich auch gedacht war. Das einzige kommerzielle Zeugnis davon ist die 7“-Single »I Can’t Stand It«, die 1980 erschien und bei der auch Wharton Tiers seine Finger im Spiel hatte, der später unter anderem mit Nick Cave, Sonic Youth, Helmet und Hole zusammenarbeite.
Da ist aber noch mehr. Eigenwillige Performance-Poesie zwischen Spoken Word, Stimmyoga, Mantra, Limerick, Zungenbrecher, emotionalem Ausbruch und US-Auktionator, geschaffen im New York der späten Siebziger. Getragen wird sie von kargen Beatgerüsten, rhythmischen Lautmalereien, Geheule und orgiastischem Gestöhne, spärlich-sphärischem Klingklang oder von gar nichts. Damals war das sicher ganz wilder Scheiß und wahrscheinlich enorm avantgardistisch. Und heute? Ist es das immer noch. Es bringt Punk in die Kunstschule, Greenwich Village nach Castrop-Rauxel und den Mittelfinger ins Rektum des durchschnittlichen Poetry Slams. Word.
I Can't Stand It