»Liebe Freunde der Musik, bei der sich nichts ändert«, schreiben Bohren & der Club of Gore in ihrer Ankündigung zur neuen Platte. »Ihr habt vielleicht schon die Hoffnung aufgegeben, aber es geschehen Wunder: ›Patchouli Blue‹ – instrumental, langsam, ereignislos.« Alles wie immer also, bei den Düsterboys aus Mülheim an der Ruhr – nur irgendwie anders. Wieder einmal. Mit dem achten Studioalbum und ohne Schlagzeuger Thorsten Benning lässt das nunmehrige Trio erneut den Kopfkinoprojektor rattern. Das Saxophon von Christoph Clöser tönt wie auf »Dolores«, das Klavier saugt die übergehenden Aschenbecher des 2014 erschienenen Vorgängers »Piano Nights« ein, aber das easy-listening-Gefühl von unterkühltem, also wirklich coolem Cool Jazz, das wir vor allem von »Sunset Mission« kennen, drückt uns zurück in dicke Ledergarnituren, während wir den Cognac in schweren Gläsern schwenken und Zigarren paffend an der Theke lehnen. Der Rauch steht im Raum, es riecht nach Vergangenheit. Nach Goblin. Badalamenti. Twin Peaks, natürlich. Und trotzdem auch: Neuaufbruch. Denn die Antithese zur überbordenden Geschwindigkeit des Turbokapitalismus bietet immer noch Reflexion. Und die erreichen wir durch Zeit. Zum Nachdenken. Zum In-sich-gehen. Zum Einfach-mal-nix-machen, also die Gedanken nicht ständig kreiseln zu lassen, sondern im Gegenteil: sie einzufangen, sie zu bündeln – ohne Absicht, ohne Zweck. Nur aus der inneren Gewissheit heraus, dass das schon gut sein darf, wenn Beständigkeit nicht Stillstand heißt.
Patchouli Blue