Review

Bonobo

Fragments

Ninja Tune • 2021

Schon längst ist Simon Green sowohl der für ihn zu engen Downtempo-Schublade als auch dem Geheimtipp-Status entwachsen. Inzwischen wurde er fünf Mal für einen Grammy nominiert, ist veritabler Top-Ten-Artist und auf Festivals für die Main Stage eingeplant. Beweisen muss der als *Bonobo bekannte Musiker also niemandem mehr irgendwas, trotzdem nennt er das nunmehr siebte Studioalbum »Fragments« sein Opus Magnum. Da könnte tatsächlich etwas dran sein, denn die 12 neuen Tracks sind nicht nur emotional sehr intensiv, er schafft es auch, den typischen Bonobo-Sound weiter zu perfektionieren und ihn genau zwischen Euphorie auf der Tanzfläche und melancholischer Introspektion auszutarieren. Hier setzt jeder Beat im richtigen Moment ein, ist jede Ambient-Fläche auf die danach hinzukommenden Streicher abgestimmt und allgemein ähnelt die Tracklist einem guten DJ-Set, bei dem Tanzbares und Balladen genau an den richtigen Stellen auftauchen. Wenn man dann für seine Streicherarrangements jemanden wie Miguel Atwood-Ferguson hat und für die Balladen-Vocals Jamila Woods, Joji und Kadhja Bonet, kann gar nicht mehr allzu viel schief gehen. Zudem helfen Ninja-Tune-Buddies O‘Flynn und Jordan Rakei noch dabei, zwischen Deep-House-Einflüssen (Stichworte: Detroit, Moodyman, Theo Parrish) und UK-Rave zu vermitteln bzw. dem Ganzen noch eine Portion Soul einzuhauchen. Obwohl auf »Fragments« nichts wirklich Überraschendes auftaucht, überzeugt dieser detailverliebte Perfektionismus auf ganzer Linie – dass das gesamte Album tatsächlich auf losen Fragmenten und vagen Songideen aufbaut, kann man sich da gar nicht recht vorstellen.