Review Jazz

Brad Mehldau & Chris Thile

Brad Mehldau & Chris Thile

Nonesuch • 2017

Tape des Jahres 2024

Brad Mehldau muss man eigentlich niemandem mehr vorstellen. Der US-Amerikaner bekam schon den Titel »einflussreichster Jazz-Pianist der letzten 20 Jahre« verliehen, eroberte in den Nullerjahren mit meist lyrischen, seltener abstrakten Improvisationen auch ein Jazz-fernes Publikum im Sturm. Bei Chris Thile sieht es schon anders aus. Thile, dessen Name sich auf Chili reimt, ist einer der ganz großen Instrumentalisten der US-Country- und Folk-Szene, in Europa aber eher ein Unbekannter. Mit seiner Band Punch Brothers nähert sich der Mandolinist zuweilen auch Pop und Klassik. Diese Vorliebe hat er mit Brad Mehldau gemein, dennoch ist es nicht selbstverständlich, dass die beiden nach mehreren gemeinsamen Touren nun ein so gelungenes Album vorlegen. Denn Mehldau und Thile sind durchaus selbstbezogene Individuen, die zu ekstatischen Soli neigen. Doch auf ihrem selbstbetitelten »Chris Thile & Brad Mehldau« halten sich beide zurück und ergänzen sich ganz famos, insbesondere bei den Coversongs. Auf dem Standard »I Cover the Waterfront« ist Thiles Mandoline kaum zu hören, er zupft sie, nutzt sie als zartes Percussion-Instrument, und singt dazu so seelenvoll wie ein großer Jazz-Crooner. Obendrein gibt’s inspirierte Versionen von Elliott Smith (»Independence Day«) und Bob Dylan (»Don’t Think Twice It’s Alright«).

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