Review

Devendra Banhart

Ma

Nonesuch • 2019

Als Devendra Banhart 2013 mit »Mala« erstmals die große Pop-Geste versuchte, wirkte das mindestens irritierend. Der langhaarige Freak-Folk-Hippie, der mit 21 Jahren mit dem absurd betitelten »Oh Me Oh My…The Way the Day Goes By the Sun Is Setting Dogs Are Dreaming Lovesongs of the Christmas Spirit« auf Young God Records dem Label von Swans-Mastermind Michael Gira, debütiert hatte, war plötzlich verändert. Statt wie bislang obenrum nicht sehr viel trug er jetzt Hemden, auf dem Haupt thronte eine gepflegte Tolle. Musikalisch fiel »Mala« solide bis befremdlich aus. Die im Vergleich zu früher wesentlich dichtere Produktion ließ das Album über weite Teile glatt bis lustlos wirken, die eingestreuten Synthesizer wirkten wie Fremdkörper. Also ging es Banhart auf dem Nachfolger »Ape In Pink Marble« drei Jahre später behutsamer an: Zurück zum Freak Folk, zuckersüß und zerbrechlich und nur hier und da durch ein paar Soundeffekte auf den Stand der Zeit gebracht. »Ape In Pink Marble« klang, als hätte ein wiederauferstandener Nick Drake sich im Sound von 1987 verfangen und in einem Anflug von Glück noch Ausflüge in Disco und Bossa gewagt. Mit »Ma« präsentiert Devendra Banhart jetzt nicht nur den kürzesten Albumnamen seiner Musikerkarriere, er wagt sich auch nochmals an die Opulenz des Pop. Und dieses Mal gelingt der Versuch. Mit ihrer meist sanften Uptempo-Stimmung, Akustikgitarren-Geplätscher, zarten Bläsereinsätzen und einer Prise slicker Gitarrenlicks würden viele Stücke der Platte in einer 70ies-Playlist zwischen Bee Gees und Simon & Garfunkel nicht weiter auffallen. Und interessanterweise ist das ziemlich großartig, wenn man sich beispielsweise Stücke wie »Kantori Ongaku« und »Love Song« anhört. Denn Banhart schafft es damit, noch einmal eine neue Richtung einzuschlagen, ohne sich allzu weit von seiner musikalischen Vergangenheit zu entfernen. Die Folk-Balladen gewinnen dieses mal durch die Produktion an Tiefe und Intimität hinzu, statt sie wie bei »Mala« meist zu verlieren. So entstehen melancholische Brocken wie »Memorial«, die es in dieser Stärke bei Devendra Banhart noch nicht gab. Dazu wiederum lassen sich dann auch problemlos Hemden tragen.