Review

Carla dal Forno

You Know What It’s Like

Blackest Ever Black • 2016

Was Carla dal Forno auf ihren Debüt »You Know What It’s Like« macht, das wäre in den 1980er Jahren als originärer Sound von Berlin durchgegangen. Diese Synth-Loops, diese leicht lahmenden Beats, immer ein bisschen dunkel, immer auch ein bisschen nicht. Dazu der Gesang der Nymphe des Berges Helikon. Echo gefangen in den Häuserschluchten, allein hin und her irrend zwischen den Mietskasernen von Berlin-Neukölln, »The Same Reply«, wieder und wieder. Ich würde einiges dafür geben, dass Berlin heute so klänge und so wäre – ohne pompöses Gehabe, ohne verlogene Affektiertheit. »You Know What It’s Like« ist eine Art Medizin gegen dieses Empfinden geworden. Das Album verspricht Linderung. Dass es von einer Zugezogenen kommt – Carla dal Forno ist im australischen Melbourne aufgewachsen – macht die These von »You Know What It’s Like« als einem Berlin als Sehnsuchtsort thematisierendem Werk, nur noch stärker. Bitte macht jetzt nach dem Hören der Schallplatte nicht den Fehler, und zieht nach Berlin. Es reicht, wenn ihr euch einen Kaffee kocht und ein Bild schräg an die Wand nagelt. Echt! Und dann legt ihr einfach noch einmal diese Schallplatte auf. Und dann noch einmal. Ach, und das nächste Beste an »You Know What It’s Like« ist, dass es das Format Album ernst nimmt, dass es nicht um einen Hit herum aufgebaut ist (auch wenn die Vorab-Single »Fast Moving Cars« sehr gut ist), sondern das Album selbst der Hit ist. Das ist etwas, was ich schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr über eine Schallplatte schreiben konnte.