Review

Caroline K

Now Wait For Last Year

Mannequin • 1987

Unter den prägenden Industrialbands gehören Nocturnal Emissions immer noch zu den unbekannteren. Und noch einmal unbekannter ist das Solowerk von Caroline Kaye Walters alias Caroline K, die das Projekt Anfang der Achtziger mitgründete. Wo Nocturnal Emissions seinerzeit beherzt rumpelnden Mutant Disco-Mutationen oder Field Recording-Grooves frönten, nimmt sich Caroline K auf ihrem einzigen Soloalbum von 1987 erst einmal viel Zeit und Raum, den sie mit fast nichts füllt: Die erste Hälfte von »Now Wait For Last Year« besteht aus dem Stück »The Happening World«, das man als hauntologisches Ambient-Flirren bezeichnen könnte. Ein gleichmäßiger Puls, der gerade genug Unruhe erkennen lässt, um ohne Gewalt auf sich aufmerksam zu machen, verändert sich über die Dauer von gut 20 Minuten scheinbar gar nicht. Grandios.

Mit »Animal Lattice« knüpft Caroline K dann etwas mehr an die tribalistischen Repetitionen bei Nocturnal Emissions an, ergänzt um den Hauch einer Melodie im Mittelteil. Ähnlich reduziert geht sie die übrigen drei Titel an, die sich als ferne Echos von Minimal Wave empfehlen. Man könnte da noch allerhand Etiketten dranheften, Post-Post-Industrial wäre ein Kandidat, doch vielleicht sollte man sich bei dieser Musik besser vorab nicht allzu sicher sein, womit man es da zu tun hat. Nach dem Hören ist man es im Zweifel immer noch nicht. Am besten bleibt das so. Bis zu letztem Jahr.