Review

Cassie Kinoshi’s Seed.

Gratitude

International Anthem • 2024

Es ist immer wieder faszinierend zu hören, wie sich fortschrittliche Musik aus allen möglichen Richtungen zu etwas Neuem zusammenfügen kann, wenn nur die richtigen Musiker:innen an den richtigen Stellen agieren. Die britische Komponistin und Altsaxofonistin Cassie Kinoshi übernimmt auf »Gratitude« die Rolle der Katalysatorin, die Stile und Einflüsse so lange mischt, bis Herkunft und Genrebegriffe keine Rolle mehr spielen. Die vierteilige musikalische Suite nahm Kinoshi im März 2023 mit ihrem zehnköpfigen Ensemble Seed., dem DJ NikNak und Mitgliedern des London Contemporary Orchestra im Southbank Centre in London auf.

»Gratitude« ist Kinoshis erstes Album für das Chicagoer Jazz-not-Jazz-Label International Anthem. Am Anfang herrscht eine Atmosphäre wie zu der Zeit, als der modale Jazz in den Free Jazz überging. Der Groove spielt eine wichtige Rolle. Bald aber verschwimmen die Grenzen zur zeitgenössischen Klassik, wenn Geigen, Klavier und Bläser auftauchen. Alles an diesem Album ist groß, die Band, die Kompositionen und vor allem der Anspruch, eine Musik zu schaffen, die frei nach Albert Ayler die »healing force of the universe« sein soll.