Review

Tilo Weber

Five Fauns

Malletmuse • 2024

Tilo Webers »Five Fauns« kommt mit allerlei Referenzen daher: Faune, die Bibel, Dracula, Mesomedes und noch allerlei andere Namen und Begriffe, die man erst einmal nachschlagen muss. Nur kaum jemand bekommt all das so lässig, so elegant, so anmutig, so fantastisch in der Musik unter wie der in Aachen geborene Schlagzeuger. Die Gruppe um seine vier Faune erweiterte sich für dieses Album um Sängerin Almut Kühne, die den Sound mit ihrem entrückten Gesang nicht prägt, aber ein ums andere Mal in neue Sphären befördert.

Die acht Songs lassen sich sowieso zuerst kaum greifen, fühlt sich »Five Fauns« anfangs leicht und luftig an. Doch bereits da lässt sich raushören, wie die Künstler in dieser Form von Jazz eine emotionale Welt erschaffen, in der sich stundenlang wandeln und entdecken lässt. »Gentle as a Faun« baut sich fast in der Stille auf, um sich am Ende mit ein paar Takten mehr zu verfestigen. In »Hanacpachap cussicuinin« nehmen sich Tilo Weber und Mitmusiker einem der frühsten polyphonen Werke aus Südamerika an, eine Hymne an Maria in der antiken Quechua-Sprache. Klarinette und andere Blasinstrumente säuseln da eine Melodie, alles bewegt sich auf »Five Fauns« jedoch in stets neue Richtungen und bleibt im Kontext des Albums. Ja, da steckt viel Vergangenheit drin, viele Verweise, aber eben alles neu gedacht, neu gefühlt. Eine Platte, die so wunderbar anders und anders wunderbar aufspielt.