Als Produzent stand Christopher Rau schon immer mit einem Bein in Chicago und mit dem anderen in Detroit. Von rechts werden Ärsche zum Tanzen getreten, mit dem linken wird Stellung bezogen, soll heißen Haltung angenommen. Doch innerhalb der beachtlichen Diskografie des Wahlberliners geht noch mehr als jackendes Understatement: slicker Minimal House mit Kölsch im Blut, an den Hip Hop-Wurzeln gegriffener Electro, Dialsche Waterkantmelancholie oder verkiffte Hardware-Jams für Space Invaders finden sich darin zuhauf. So auch auf »F.M.E. Hustle«, Raus erstem Album seit »Two« für das Hamburger Plattenlabel Smallville, deren Just von Ahlefeld auf dem Eröffnungstrack zu hören ist. Zwischen plinkernden Synthiekaskaden und einer butterweichen Bassline erdröhnt nur kurz ein verzerrtes Vocal, das war’s. Rätselhaft, roh und schön. Der Rest fällt wortlos und umso aussagekräftiger aus: »Utoplateau« setzt einen bockigen Deep House-Groove gegen wirbelnde Ambient-Loops, »Draulic Drone« macht mit einer tänzerischen Melodie auf einem rummsenden Rhythmus den Weg für die Boom Bap-Referenzen im Mittelteil frei, bevor Rau auf der zweiten 12" des Doppelpacks wieder den House-Floor ansteuert: »Uebelst Bekorbt (House Mix)« bringt die richtige Mischung aus Schnickschnacklosigkeit und irrlichternden Soundspielereien, »Lodjec« scheint mit seinen vermurmelten Feldaufnahmen eine kleine Hommage an Office Recordings-Chef Baaz zu sein und »Drama – Chamber« ist genau der richtige Track für die Sommersonntage, wenn der Kopf schon nicht mehr kann und der Körper noch durch die Afterhour durchmuss. Das ist viel auf einmal, wird von Rau aber in konsequente Form gebracht und endet ebenso enigmatisch, wie es begonnen hat: mit einer verhallten Soundskizze, die mehr Fragen und noch mehr Lust auf überhaupt viel mehr zurücklässt.
F.M.E. Hustle