Es gibt Acts, die Klänge aus der 303 nur als Mittel zur Eskalation und funktionales Dancefloor-Gimmick nutzen. Und es gibt solche, die ihre künstlerische Existenz auf einem Säurefundament bauen und sich tiefgreifend mit der ätzenden Materie auseinandersetzen, wie beispielsweise Ceephax Acid Crew oder Om Unit. Mit »Acid Dub Studies III« veröffentlicht Letzterer bereits den dritten Teil seiner Alben-Serie, in deren Rahmen er den mäandernden Trademark-Sound mit mächtigen Halleffekten und weitschweifigem Delay kombiniert. Mit dem hochgeschwindigen Technoclub hat das in diesem Fall wenig zu tun, Om Units Variante konzentriert sich auf Soundsystem-Kultur und Kopfhörer-Introversion.
Und das, obwohl die Trauben im Intro hoch hängen: In »Frosted« wabern die Acid-Lines nervös, beinahe drohend durch den Raum und befeuern eine Erwartungshaltung gen Eskalation, die Jim Coles in den nächsten Nummern routiniert abkocht. Schon »Hungry World« exerziert den »Acid Dub Studies«-Trott gewohnt reizvoll durch: Dubbige Reggae-Chords, Acid-Lines, die zugleich Rhythmusgeberinnen und ästhetisches Stilmittel sind, und Perkussion, die mit der Tiefe des Raumes resoniert. Das Faszinierende an der Werkserie liegt darin, mit welcher Wechselwirkung die Komponenten im Mix kommunizieren. »Lost And Found« geht dafür als Musterbeispiel durch: Mit der Flöte baut der aus Bristol stammende Producer ein für ihn eher unorthodoxes Element ein, dass sich nichtsdestotrotz in das gallertartige Konvolut namens Mix einfügt und darin gleich eine Führungsrolle einnimmt. »Lonely Cities« am Schluss bietet zudem noch einen nachdenklichen Moment voll ungefilterter Schönheit.

Acid Dub Studies III