Review Dance

Cicciolina

Avec Toi

Mondo Groove • 1987

Cicciolina ist das Pseudonym der ehemaligen Porno-Darstellerin Ilona Staller. In der jüngeren Vergangenheit tauchte der Name in zahlreichen Liedern auf, darunter eine (erfolglose) Eurovision-Bewerbung der Finnin Erika Vikman sowie Stücke der deutschen Gabber-Wave-Gruppe Brutalismus 3000 und der Gruppe mit dem passenden Namen cumgirl8. Die unerwartete Renaissance des italienischen Superstars, der sich Ende der 1980er-Jahre aus der Pornoindustrie zurückzog, den Künstler Jeff Koons heiratete und international als (quasi-)linke Politikerin aktiv wurde, ist schätzungsweise auf die Aufarbeitung ihres musikalischen Werks aus den 1980er-Jahren durch das Cinedelic-Sublabel Mondo Groove zurückzuführen. Avec Toi folgt auf Muscolo Rosso (»Roter Muskel«, drei Mal dürft ihr raten) von 2023 und wird zeitgleich mit Perversion veröffentlicht – ähnlich wie Avec Toi eine Zusammenstellung verschiedener Tracks, die Paolo Rustichelli alias Jay Horus – der auch mit anderen (Porno-)Darstellerinnen wie Moana Tozzi zusammenarbeitete – für Staller schrieb und produzierte.

Rustichellis Stücke sind denkbar simpel und orientieren sich weitgehend an bewährten Italo-Disco-Formeln, und es ist mehr als offensichtlich, dass Stücke wie Cicciolinas »Animal Rock« – natürlich mit Samples von bellenden Hunden – sowie ihre italienischsprachige Coverversion von Stings »Russians« als Novelty-Hits gedacht waren. Staller ist auch alles andere als eine fähige Sängerin. Warum also die massive Reissue-Kampagne? Würde sich jemand für diese Aufnahmen interessieren, wenn sie nicht von Cicciolina eingesungen worden wären? Vermutlich nicht, aber ein guter Teil davon macht immer noch sehr, sehr viel Spaß. Der Opener »Inno alla trasgressione« (»Ode an die Transgression«) ist ein nahezu gruseliges Synthie-Pop-Juwel, »Living in my Paradise« würde auch auf dem Twin Peaks-Soundtrack nicht völlig fehl am Platz wirken, und »San Francisco Dance« ist eine überdurchschnittlich solide Interpretation der Hi-NRG-Formel aus italienischer Perspektive. Obwohl eine einzelne LP mit dem besten Material aus Stallers kurzer Musikkarriere genügt hätte, sollten Italo-Disco-Revivalists den Kompletismus schätzen dürfen.

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