Warum sollen wir die ganze Kuh kaufen, wenn wir doch die Milch umsonst haben können? Eben. Im Falle von Class Actress und ihrem Debütalbum verhält es sich leider genau so. Zwei Jahre nach dem ihnen die EP Journal Of The Ardancy erstmals mediale Aufmerksamkeit bescherte, ist nun der erste Longplayer Rapprocher fällig. Das Problem: Die »Milch« wurde in Form der Vorabsingle Keep You und mit dem zum Download feil gebotenen Weekend lange vor dem Veröffentlichungstermin etwas zu wohlwollend unters Volk gebracht. Wer soll nun ein Album kaufen, das größtenteils nur von diesen Songs getragen wird? Während Keep You für Rapprocher den idealen Opener mimt, der nichts vorwegnimmt, aber doch die Erwartungen zu schüren weiß, ist Weekend das absolute Highlight. Ein Song, im Klang genau so elektro-populär wie eingängig, der nicht nur die Lust aufs kommende Wochenende schürt. Der Rest ist in seiner Summe kein schlechtes Album und liegt weit über dem Durchschnitt, ist aber eben auch nur das, was man im 2011er Popjahr schon dutzendfach gehört hat. In diesem Kontext blicken wir zurück auf die Releases von Devonte Haynes (Blood Orange), mit der Class Actress sogar die funky Note gemein hat oder eben auch Ford & Lopatin. Die Achtziger haben wieder Einzug gehalten in die Musik und auf diesen Zug springen auch Class Actress eifrig auf. Verwaschene Synthies, schüchterne Basslinien und ausgeleierte Beats. Bonuspunkte gibt’s an dieser Stelle für Elizabeth Harper’s Stimme und ihre textliche Versiertheit. Da merkt man einmal mehr, dass Sie eigentlich im Folk beheimatet ist.
Rapprocher