Dylan Baldi hat es mit Cloud Nothings innerhalb von vier Alben vom Schlafzimmer-Projekt zum veritablen Rock-Act geschafft. Bereits der bezeichnenderweise von Steve Albini produzierte Vorgänger zeugte davon, dass es ihm mit seinem Neo-Grunge ernst ist. Zwar ist das neue Album etwas zugänglicher und gezähmter als »Attack On Memory« aber immer noch voll mit gröhlendem bis krächzendem Gesang, den wuchtigen, super-tighten Drums von Jayson Gerycz und meist simplen Gitarren-Riffs. Der atemlose, dringliche Vortrag versprüht trotz seiner Aggressivität gerade in den Gesangs-Hooks durchaus Pop-Appeal und erinnert in ruhigeren Momenten etwas an die Slackerhaftigkeit von Wavves. Am meisten trauen sich Cloud Nothings im siebenminütigen »Pattern Walks« zu, in dem nach einem dissonanten Mittelteil verhallte Vocals mit Synthgeklimper einsetzen und das Schlagzeug nochmal Fahrt aufnimmt. Entgegen der musikalischen Dynamik erzählen die Lyrics eher von Stillstand, Frustration und Sprachlosigkeit. Somit gleicht das Gesamtbild sound-technisch, textlich bis hin zur ehemaligen Produzentenwahl einer Nirvana-Blaupause. Das passt nur zu gut zum Jubiläum des Kurt Cobain-Selbstmords, zur neuen Deluxe-Edition von »In Utero«, zu diversen Reunion-Konzerten und so weiter, auf ganzer Linie überzeugend klingt »Here & Nowhere Else« dadurch trotzdem nicht.

Here & Nowhere Else