Review

Coil

Time Machines

Dais • 2017

Musik statt Drogen. Bei Coil hat das zwar, aufs Ganze gesehen, meistens nicht ganz funktioniert, doch dieses Album zumindest sollte Psychotropes durch Drones hervorrufen helfen. Wobei es einem frei stand, die Halluzinogene, nach denen die vier langen Stücke benannt sind, begleitend einzuwerfen. Zu Coil zählte damals neben John Balance und Peter Christopherson noch Drew McDowall, der wohl auch maßgeblich am Konzept des Albums beteiligt war und die Grundformen dieser 1998 veröffentlichten Frequenzmassagen lieferte. Als einziger Überlebender des Trios hat er jetzt die Reissue betreut, bei dem die Bänder gleich noch remastered wurden. Coil hatten oft etwas bodenlos Abgründiges, eine nicht ganz ungefährliche Melancholie, mit Bedacht zu genießen. Hier tut die Musik etwas anderes. Sie ist weniger zum bewussten Hören gedacht als zur Aufnahme in den Körper bei gleichschwebender Aufmerksamkeit. Da wirkt sie dann mehr oder minder direkt somatisch. Und von dort aus weiter auf die restliche Wahrnehmung. Wohlfühl-Drones mögen das vielleicht nicht gerade sein, doch in ihrer Mischung aus anbrandenden Liegetönen, psychedelischen Zeitlupenglissandi und, wie im letzten Titel, einem alienartig schwirrenden Generatoren-Singsang zum Abschluss hat diese Musik eine stoische Schroffheit, die im Drone so selten zu hören ist. Auch haben Coil die Sache nicht einfach laufen lassen, sondern die Abläufe ständig variiert, Klänge hinzugegeben, weggenommen und sogar kleine Pausen gelassen. Die knapp 20 Jahre, die diese »Time Machines« mittlerweile unterwegs sind, hört man ihnen übrigens an keiner Stelle an.