Review

Common

The Dreamer, The Believer

Think Common • 2012

Common ist wieder der alte. Wer mit seinem letzten Album »Universal Mind Control« aufgrund der »fancy electronic beats« von den Neptunes nur bedingt was anfangen konnte, darf aufatmen. Common verrührt auf »The Dreamer/The Believer« wieder druckvollen Sample-Boom Bap mit souligen Pop-Balladen. Die Musik dazu stammt nach 17 Jahren Kooperationspause mal wieder von No I.D., der auch der frühe Mentor des jungen Kanye West war. Das mittlerweile neunte Studioalbum von Common klingt daher wie ein Mischung aus dem von No I.D. produzierten »Resurrection« (1994) und Kanyes »Finding Forever« (2007): ausgeglichen und angekommen. Der Kreis schließt sich. Nach mehreren Durchläufen beeindrucken v.a. die roheren, brachialeren Abfahrten wie »Sweet«, »Raw« oder auch »Ghetto Dreams« mit Nas. Mit gewohntem Selbstbewusstsein (»When I drop a single, it’s really like a pair of Air Jordan’s, important to the culture.«) demonstriert Common hier, wieviel Druck er noch aufm Kessel hat. Den sinnlosen Seitenhieb in Richtung Drake hätte er sich aber klemmen können, denn dessen als »sweet« beschimpfte Schmuse-Crooner sind auch bei ihm eindeutig nicht in der Unterzahl. Inhaltlich geht’s vorrangig ums Träumen, den Glauben, die Liebe und den Status von Hip Hop. Sprachlich mischen sich dabei anspruchsvoll religiöse Rührseligkeit, Sex-Sloganeering, Hoffnungspathos und Schimpfwörter. Auch hier herrscht Ausgewogenheit, die Message ist nicht gerade verschlüsselt, kommt aber auch nicht mit der Brechstange daher. Fest steht: Commons Musik besitzt immer noch mehr Seele (Soul), als die aller »XXL-Freshmen« der letzten fünf Jahre zusammen.