»Subversiv«, »experimentell« oder auch »freigeistig« sind nur einige der Wörter, die bei der Beschreibung von Conrad Schnitzlers Musik nicht fehlen dürfen. Diesen Charakter behält sie auch in Symbiose mit Wolfgang Seidels alias Wolf Sequenzas Einflüssen bei, das ursprünglich 1986 veröffentlichte Album »Consequenz II« geriet aber von der ersten bis zur letzten Sekunde an durchaus hörbar und eignet sich als Wiederveröffentlichung auf Bureau B nicht nur als bloßes Zeitdokument. Okay, Tracks wie das hypernervöse »Hommage á Gaudi« mit plastischem Synthklickern und atonalen Einsprengseln stellen die Geduld mitunter auf die Probe, schon »Erotik« entlohnt dafür aber vollumfänglich: Einer der frühesten Breakbeats, der nach einer Mischung aus Autechre und Kraftwerk klingt, über ihm eine zeitlose Funkgitarre, die auch heute noch den widerständigen Sex ausstrahlt, den sie auf Conrad Schnitzler und Wolfgang Seidel ausgeübt haben muss. »Windmill«, wie die meisten der Stücke nicht länger als drei Minuten, wirkt wie ein verdrogter Jam, der mit seinen irisierenden Synths Neunziger-Techno vorwegnimmt. In »Alhambra« leistet die Maschine erneut Schwerstarbeit, dieses Mal im obskur-exotisierenden Sinne. »España« setzt sich aus hallenden spanischen Samples zusammen, die mit Würgen und Räuspern einen Dialog eingehen – eine Nummer, die letztendlich doch eher als Zeitdokument denn als Hörreiz dienen dürfte. Den Abschluss des iberischlastigen Albums bildet das 19-minütige »Kastilien«, das zunächst eine bedrohliche Klangkulisse über die andere schichtet, später mit der Stille spielt und zum Ende hin in einen humorigen Trott verfällt.
Consequenz II