Danny Brown zelebriert auf seinem Album »XXX« genau den Lebensstil, vor dem Mama und Papa immer gewarnt haben: Mit dreißig Lenzen total vollgedröhnt irgendwelchen Schnecken hinterherjagen und dieses Leben kritisch als auch verherrlichend zu berappen. Die ausgewählten Beats und die Komposition des Albums spiegeln seine Liebe zu psychodelischen Substanzen wider. Die aus den Siebzigern als auch aus dem neuen Jahrtausend stammenden Samples werden zu unterschiedlichsten Instrumentalen verdichtet. Die Bandbreite reicht von paranoiden, bedrohlichen bis hin zu entspannt eiernden Beats. Während die erste Albumhälfte durch Auf-die-Fresse-Musik geprägt ist werden die Beats im Verlauf entspannter, teils psychodelisch oder melancholisch. Auch Dannys lyrischer Vortrag ist stets im Einklang mit der Musik und reicht explosiven Schreien bis hin zu genöltem Geflüster. Diese Vielfalt hält das Album spannend, aber erschwert gleichzeitig den Zugang am Anfang. Besonders unterhaltsam ist wie Brown seine Leidenschaft zum aktiven Oralverkehr mit der Cloud-Rap-Leck-Hymne »I Will« feiert. Durch das fehlende Blatt vor dem Mund erschafft er eine intime Atmosphäre die nicht zuletzt durch großkotzig Zeilen wie »my dick so big, left stretchmarks on her jaw« an Big L erinnert. Traditioneller anmutenden Beats wie »Pac Blood« und »EWNESW« entwicklen zusammen mit Browns mitreisendem Flow eine unglaubliche Intensität. Der Detroiter wechselt dabei zwischen trockenen in die Glorifizierung kippenden Beschreibungen und kritischen Betrachtungen. Ja, das ist die eierlegende Wollmilchsau, die Straßenrap mit künstlerischem Anspruch auf sämtlichen Ebenen vereint. So einzigartig wie der ausgeflippte Danny Brown selbst.
XXX