Review

Danny Brown

Atrocity Exhibition

Warp • 2016

Mit der Migration von Fool’s Gold zur britischen Label-Instanz Warp artikuliert sich Danny Browns neuer Karriereabschnitt deutlich anders. Vorbei sind die Zeiten der Festival-Hymnen. Das vierte Studioalbum »Atrocity Exhibition« ist der gelebte Druck auf den Selbstzerstörungsknopf. Nicht, dass seine Drogenvergangenheit eine unbekannte Geschichte wäre, diesmal wird sie aber wesentlich konsequenter und detaillierter erzählt. Die daraus resultierende psychotische Grundstimmung verpasst dem Tempo interessanterweise eine nicht zwingend ungesunde Energie. Das ist gleichwohl unterhaltsam wie schockierend vereinnahmend. Voyeurismus findet hier seine Abnehmer. So beginnt die selbstanalytische »Downward Spiral« schon ab der ersten Sekunde mit Kaltschweiß, Halluzinationen und Suizidgedanken. Danny Browns Qualität, auf verschrobenste Leftover-Beats amtlich flexen zu können, rechtfertigt sich mit jedem Song neu. Auch auf dem Posse-Cut »Really Doe«, für die er mit Kendrick Lamar Ab-Soul und Earl Sweatshirt die mental nicht aller fittesten Zeitgenossen versammelt, brilliert Danny Brown. Kaum ist man gerade warm geworden, dreht Paul White der weite Teile des Albums produziert hat, erneut an der Geschwindigkeit. Je mehr sich die manische Sucht nach Schmerzlinderung entfaltet, desto weniger Realitätsbezüge bieten sich an. Zuzuhören macht nur deshalb Spaß, weil man als indirekter Beobachter nicht selbst betroffen ist. Zwar winken Kater und Depression bereits, Danny Brown ist hier aber noch mit Vollrausch beschäftigt. Konzeptionell fließt das Album dafür recht schlüssig. So ist es sein erstes Album, das nicht zu lang ist.