Review

Mount Kimbie

The Sunset Violent

Warp • 2024

2010 veröffentlichten Mount Kimbie ihr Debütalbum »Crooks & Lovers« auf Scubas Hotflush Recordings. Seit dieser Großtat haftet dem Duo der Ruf an, Dubstep und Bass Music auf ein neues, bis dato unbekanntes Terrain bewegt und gleichzeitig nötige Konzessionen an den Pop gemacht zu haben. Tatsächlich klingt »Crooks & Lovers« auch nach mehrmaligem Hören nicht so experimentell und originär, wie es sich viele Heads gerne einreden. Ja, Mount Kimbie jagten ihre Indie-Affinität damals entschiedener durch den Dunst vorwiegend britischer Clubmusik, auf ihrem aktuellen Album entfernen sie sich aber keineswegs meilenweit von ihrem ursprünglichen Sound.

Vielmehr markiert »The Sunset Violent« den vorläufigen Schlusspunkt einer konsequenten musikalischen Entwicklung, die »Cold Spring Fault Less Youth« von 2013 mit unverkennbaren Pop-Melodien entscheidend vorangetrieben hat – eine musikalische Evolution, aber keine Revolution oder, um es pointiert zu formulieren, eine Selbstverleugnung. Mount Kimbie bewegten sich gewissermaßen von Indie-Disco zu Indie-Disco, nur unter anderen Vorzeichen. Songs wie »Empty & Silent«, zusammen mit dem langjährigen Kollaborateur King Krule, oder der Opener »The Trail« funktionieren im Hier und Jetzt, hätten es aber auch schon vor 14 Jahren getan. Dass jetzt Gitarren statt Synthesizer und Drum Computer den Ton angeben, ist keine Veränderung der Formensprache, sondern nur eines der Mittel. Obwohl, zugegeben: Der formvollendete Radio-Pop von »Dumb Guitar« oder »Shipwreck« klingt fast wie ein Neuanfang.