Alben wie »Change Of Atmosphere« provozieren den alternden Hip Hop-Head häufig, mit zweierlei Maß zu messen. Einerseits ist es angesichts der eigenen Rap-Sozialisation aus ATCQ, Pete Rock & C.L. Smooth oder dem Rawkus-Label fast unvereinbar, mittel- bis schwergewichtige Qualitätsgaranten wie Talib Kweli, Termanology oder Blu in den Zusammenhang der Mittelmäßigkeit stellen zu wollen. Andererseits haben nicht zuletzt abendländische Producer wie J.R. & PH7 oder Nicolay für genau jene Skepsis gesorgt, mit der man solchen Allstar-Aufgeboten mittlerweile begegnet. So hat es den französischen Jazz-Bap-Experten Dela ins kanadische Quebec verschlagen, doch betriggert er seine Pads nach wie vor mit der okzidentalen Vorliebe eher entspannter Samplequellen à la Minnie Ripertons »Inside My Love«. Wie beim Vorgänger »Atmosphere Airlines« definiert sich das Soundbild über klassische Drum-Settings, solides Sample-Flipping aus der saxophonen Early-90s-Tradition und Rhodes, Rhodes, Rhodes, soweit das Ohr lauscht. Der Vorstellung zu erliegen, dass Zurückgelehntes (wie etwa das wintersechseck-entfernte »Won’t Do«) mit Backpacker’s neuestem Lieblingssänger Miles Bonny hinter dem Popschutz, im Ambiente einer gewöhnlichen Großraumdisko platziert würde, wäre an Bizarrerie auch kaum zu überbieten. »Change Of Atmosphere« setzt auf Stimmung, Zeitlosigkeit und nicht zuletzt auf distinguierte Gäste – eben ganz nach französischer Gangart. Ohne erzwungene Musik-Journalisten-Vokabeln wie »Grown Man HipHop« zu bemühen, inszeniert Dela auch auf seinem zweiten Langspieler jene titelgebende Atmosphäre, die v.a. die Synapsen solcher B-Boys schlüsselreizt, die der Streetwear längst entwachsen sind.

Changes Of Atmosphere