Review

Denzel Curry

Melt My Eyez See Your Future

Concord • 2022

Keine falsche Bescheidenheit: »Es ist mein bestes Album, Punkt.« So verkündete es Denzel Curry, Sympathieträger des gegenwärtigen US-HipHop, kurz bevor er seine fünfte Platte namens »Melt My Eyez See Your Future« veröffentlicht. Und weil der liebe Gott die großmäulige Sympathieträger besonders gerne mag, liegt Curry mit dieser Aussage komplett richtig. Noch nie hörte sich ein Album des Rappers so ausbalanciert, durchdacht und perfekt produziert an. Was Denzel Curry in diesem Sound ermöglicht, seinen Stil noch entspannter als sonst zu ändern. In »Troubles« prügelt er seine Zeilen nur so in den Raum, in »Walkin« gibt es einen Großteil der Worte hingegen in überhöhter Geschwindigkeit jedoch weit mechanischer in die Welt gepustet und in »Melt Session #1« fließen Currys Sätze nur so über den Beat. Dass der Sound ist, wie er ist, verdankt die Welt zwei wichtigen Einflüssen. Denzel Curry nannte sie selbst bei einem Q&A: Soulquarians und Kanye Wests »Graduation«. (Und Outkast bleiben natürlich weiterhin wichtige Referenz bei Currys Sound.) Dazu gibt es Versatzstücke aus japanischer Popkultur und Verweise auf De La Soul in »Walkin« oder MF Doom in »Sanjuro« tun ihr Übriges für den Gesamteindruck. Allerdings ist »Melt My Eyez See Your Future« kein Kniefall, keine Hommage. Einflüsse sind hier nur Einflüsse. Eher bewegt sich der 27-jährige US-Rapper in die Richtung des Sounds seiner Gäste wie Robert Glasper oder Thundercat. Dabei holt er sie jedoch in seine Erzählung. Der Sound dieses Albums pulsiert so und lebt, schwappt und rumpelt, ist einfach da und trägt. Dazu spricht Denzel Curry über sich und die Welt, über die USA, über das Leben. Mit diesen vierzehn Tracks beweist Curry, dass er zu den derzeit spannendsten Künstlern des Genres gehört. Auch wegen seiner Variation im Stil. Wie seine Zeilen mit dem Sound verschmelzen – das kann kaum ein anderer Rapper dieser Tage. »Melt My Eyez See Your Future« ist sein bestes Album bis dahin. Und bei seinem Potential könnte es durchaus sein, dass er das bei seiner sechsten Platte wieder behaupten kann.