Review

Die Goldenen Zitronen

Flogging A Dead Frog

Altin Village & Mine • 2015

Mehr als 30 Jahre auf dem imaginären Buckel haben Die Goldenen Zitronen nun. Anstatt zu schrumpeln sind die Hamburger allerdings erfrischend geblieben und vor allem eines: wichtig. Und zwar weit über die Musik hinaus. Für immer Punk – doch in dessen enges Korsett hat sich der Sechser noch nie pressen lassen. Künstlerisch folgt die Band beständig der Maxime »breaking new grounds«. Ihr roter Faden, gesponnen durch die immer fortwährende Erweiterung des musikalischen Spektrums, ihren gesellschaftskritisch gebliebenen Texten, ihrem Humor. Was sie auch anpackten, Zeitverschwendung war es nie. »Flogging A Dead Frogg«, ist weder ein neues Studioalbum, noch ein weiteres Best Of. Zwar reicht die Songauswahl von »Who’s Bad« (Ohne Fragezeichen) bis hin zu »Lenin« (ohne Ausrufezeichen), Stücke die es also auf die Zusammenstellung »Aussage gegen Aussage« (2002) nicht schaffen konnten. Das alleine wäre wohl nicht nur etwas für hartgesottene Fans, es würde dem vielköpfigen Hamburger Kollektiv nicht gerecht werden. Das Sextett bearbeitete ausgewählte Stücke in mehrerlei Hinsicht und schafft dadurch einen Kaufanreiz abseits des Komplettierens der Sammlung. Diese gilt als Wegbereiter der Hamburger Schule, die hier vorliegende Zusammenstellung englischer Versionen ihrer Lieder hat mit der Compilation einer anderen Band, die dieses Etikett immer ablehnte, dennoch nicht viel gemein: Tocotronic und ihre 98er »The Hamburg Years«, die dann doch überwiegend aus deutschsprachigen Titeln besteht. Das ist hier anders. Doch Die Goldenen Zitronen haben ihre Stücke nicht nur einfach übersetzt, sondern gleich neu arrangiert. Punk, Krautrock, Techno – die Landmarken zwischen denen sich die Hamburger Band um Schorsch Kamerun seit Jahren bewegt, hat sie hier neu gesteckt. »Fan Without Fan«, ein fluoreszierender Techno-Track, der unter dem Namen »Wer Hier« den Abschluss des letzten Studioalbums bildete und als eher unbekannteres Stück gelten darf, fungiert hier als Opener und Überleitung zu einem der Hits. Der, die schon vor Wochen viral gegangene Version »If I Were A Sneaker«, ist nicht nur in Deutschland des Jahres 2015 leider immer noch wichtig. »The Investor« fehlt genauso wenig wie Kraut (»Crashing Stockmarkets«), Gefrickel (»Cause I’m Freezing«) und an eindringlichen Botschaften mangelt es sowieso nicht (»Latoya Speech«). Kein Jedermann-Werk, kein Konsenz, einfach nur wichtig!

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