Review

Urban Homes

Jams

Altin Village & Mine • 2016

Es ist schon erstaunlich, welche Entwicklung Urban Homes in den letzten Jahren durchlaufen haben. War auf der ersten Demokassette von 2011 noch verfrickelter, hochverdichteter Math-Rock zu hören, zog sich das Gefüge auf dem Debütalbum »Centres« zwei Jahre später auseinander: Der Drumcomputer ersetzte das Schlagzeug, Gitarren und Synthesizer kreisten um ihn durch den Raum. Treibende Drums und Gitarrenläufe à la !!! trafen auf die schwebenden Synthesizerflächen, die Von Spar auf ihren letzten beiden Alben so in den Vordergrund schoben. Dreieinhalb Jahre später sind Oliver Bersin, ehemaliges Mitglied der Post-Rock-Formation Airpeople, Benjamin Riedl, Teil der Experimental-Dance-Kombo PTTRNS und Stephan Weinand, ehemals der Hardcore-Band Yage zugehörig, in ganz anderen Sphären unterwegs. Was da auf »Jams« zelebriert wird, hebt sich aus allen Ankern, die die Bandmitglieder vielleicht mal musikalisch hatten, heraus: Eine freie Nacherzählung der Geschichte der Clubmusik der 1980er Jahre, die sich genau die Zeit nimmt, die so eine Geschichte nun mal braucht: ganze 78 Minuten. In allerlockerster Lässigkeit schwebt man von Disco zu House zu Balearic zu Techno und zurück, alles auf der Basis Hardwarebasierter Jamsessions. Das Feeling für die richtige Prise zuckersüßer Pop-Melodien bringen Urban Homes gleich auch noch mit. Der Opener »Heat In The Streets (Hectic Jam)« klingt wie der Extended Mix einer verschollenen Sade-Single, mit »As High Acid Can Get (Acid Jam)« bringen sie maximale Tanzbarkeit in sieben Minuten Spielzeit unter, der »4/20 Jam« huldigt der Substanz, der das titelgebende Datum gewidmet ist, mit der klanglichen Entsprechung nächtlicher Sternenfunkelei. So geht es weiter: »Diggin’ Deep (Luv Jam)« ist ein astreiner Dance-Track, »Rhythm Lovers (Je t’aime Jam)« bringt die Casio-Keyboard-Soundtasten zum Glühen, »Future Jam« zeigt Kavinsky, wo der Hammer hängt. Kaum zu glauben, dass diese Platte ohne Plan und Konzept entstand, sondern einfach durch Ausprobieren und Spielerei. Besser hätte die Entwicklung kaum verlaufen können.

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