Review

Disclosure

Energy

Capitol • 2020

Als Disclosure machte sich das junge Brüderpaar Guy und Howard Lawrence vor knapp einer Dekade einen Namen. Den beiden Briten wurde schon zu Beginn ihrer Karriere gar attestiert, mit ihrem starken Debütalbum Settle von 2013 House gerettet zu haben – ob der das überhaupt nötig hatte, steht dabei auf einem anderen Blatt geschrieben. Auch auf ihrem dritten Album bleibt die Formel die gleiche: Beats und der instrumentelle Rahmen kommen von den Gebrüdern Lawrence, für den Gesang sind illustre Gäste verantwortlich, deren Bekanntheitsgrad zwischen Weltstar und handgepickter Newcomer oszilliert. Dieses Mal verließen sich Disclosure übrigens ausschließlich auf POC, unter den arrivierteren Musiker*innen finden sich etwa Kelis oder Slowthai So divers die Tracklist jedoch anmuten mag, so rücksichtslos bügelt der Reißbrett-Sound der beiden Briten, der inzwischen alles andere als progressiv klingt, jede aufkommende musikalische Extravaganz nieder. An mehr als einer Stelle beschleicht einen außerdem das Gefühl, dass die Wahl der Feature-Partner auf »Energy« mehr Marketingstrategie eines Major-Labels ist als ein aufrichtiger Wunsch nach Diversität. Die Tracks mit der Malierin Fatoumata Diawara oder dem Kameruner Blick Bassy sind dafür wohl die eindrücklichsten Beispiele; das Titelstück holt eventuell noch die ein oder andere Kohle aus dem Feuer. Wenn Disclosure 2013 tatsächlich House gerettet haben, schließen sie ihn mit »Energy« behutsam an die Beatmungsmaschine.