Review

Dr. Octagon

Moosebumps: An Exploration Into Modern Day Horripilation

Bulk • 2018

Als Dr. Octagon Mitte der 1990er Jahre den Patienten Hip-Hop in den Kreißsaal führte, war die Kopfgeburt tatsächlich ein Wunderkind: Dan the Automator inkarnierte ihm einen Klangkörper, der in Richtung vernachlässigter Möglichkeiten aufbrach, Kool Keith lehrte ihm eine Rap-Sprache jenseits von Raum und Zeit, DJ Qbert vollzog Kaiserschnitte. Die Summe dieser Puzzle-Teile war ein delirierendes Monstrum, das sich innerhalb zeitgeistiger Strömungen als singuläre Erscheinung festsetzen konnte. Diesen Weg nun zurückzugehen, Dr. Octagon wieder auf Reisen zu schicken – so richtig, in Originalbesetzung, den verunglückten »Return of Dr. Octagon« außer Acht lassend… geht das? Die Postmoderne sagt´s da gerne analog zum Marketing: Klar. Zumal Kool Keith eben Kool Keith, DJ Qbert nach wie vor Meister seines Fachs ist und Dan the Automator irgendwann mal für geile Beats bekannt war. Und dann, Überraschung: »Moosebumps: An Exploration Into Modern Day Horripilation«** ist weder schlecht gedacht noch schlecht gemacht. Nur relevant ist es halt nicht. Das Album weiß nicht so recht, wohin – und traut sich dabei kaum von der Idee weg, die hinter ihm steht. »Moosebumps« zitiert und persifliert in erster Linie sich selbst. »Operation Zero« pflückt »Blue Flowers«, das »Karma Sutra« besteigt »I´m Destructive«, »Bear Witness« erhält eine nicht bestellte Fortsetzung. »Moosebumbs« zu hören ist wie »Indiana Jones IV« schauen: Wer sich mit ganz viel Enthusiasmus wappnet, ringt sich hier und da ‘nen Lacher ab, wenngleich auch wider besseren Wissens. Denn »Dr. Octagonecologyst« war ein »green red blue reindeer, dead, lying down, copulating, having sex«. »Moosebumps« trägt die Socken seines Vaters. Und ignoriert, dass die mal gewaschen werden müssten.