Review

Earl Sweatshirt

Doris

Odd Future • 2013

Es soll ja Menschen geben, die sich glückselig vor eine Waschmaschine knien und ihr dabei zusehen, wie sie ihre Runden dreht. Offensichtlich ein Hobby von allen Kritikern, die bisher Earls Debüt-Album rezensiert haben. Durchweg gut haben sie »Doris« bewertet, obwohl es großenteils ein monotones Grummeln ist. Earl nuschelt und murmelt knapp 45 Minuten vor sich hin und das auf Beats, die knapp 45 Minuten vor sich hin nuscheln und murmeln. Man muss Skills feiern, um dieses Album zu loben, denn hier stellt Earl in den Schleudergang: Was der junge Boot-Camp-Veteran ein Reim-Schemata wahlweise abmurmelt oder runterknurrt erinnert an Großtaten von meist schon toten Eastcoast-MCs. Rappen kann er, konnte er immer. Neu ist die thematische Vielfalt. Earl wildert nicht mehr (nur) durch eine fiktionale Welt, sondern verpackt Seelenleben in seine Reimketten; am eindrucksvollsten auf einem der Album-Highlights »Chum«: »It‘s probably been twelve years since my father left […]/ And I used to say I hate him in dishonest jest« oder »too black for the white kids, too white for the blacks« sind Zeilen, die einem den Menschen hinter dem Charakter Earl Sweatshirt spüren lassen. Ein weiteres Highlight funktioniert dann auch auf rein musikalischer Ebene: Für »Molasses« ist RZA ein Beat gelungen, den sich Mos Def so für »True Magic« gewünscht hätte. Leider ist schon nach 2:17 Schluss und der Song erleidet das gleiche Schicksal, das auch »Chum« ereilte: Tyler platz herein. Der will, dass Earl der Pausenclown bleibt. Der ist er nicht mehr. Und genau deshalb, nämlich rap-technisch und textlich, ist dieses Album stellenweise eine Offenbarung. Aber musikalisch…ihr wisst ja: Waschmaschine.