Review

Tyler, The Creator

Goblin

XL Recordings • 2011

Goblin musste v.a. zwei grundlegenden Herausforderungen gerecht werden: Erstens gilt es einen Hype zu rechtfertigen und zweitens die neue Lebenssituation im Album zu verarbeiten. Das alles sollte dann noch möglichst glaubhaft wirken, ohne dabei das zu verlieren, was Bastard auszeichnete. Tyler, the Creator löste diese Aufgabenstellung einfach und doch genial, indem er alles mit brutaler Offenheit in seinen Texten anspricht. Im Grunde legt er im furiosen Eröffnungstrack Goblin die Karten bereits offen auf den Tisch. Plötzliche Berühmtheit wird ebenso thematisiert, wie der künstlerische Druck beispielsweise das Gänsehaut-Intro von Bastard zu toppen. Gut sechseinhalb Minuten kompromisslose Auskotzerei und gleichzeitig der Beweis, verstanden zu haben, das dieses Album in einem völlig anderen Kontext die Massen erreichen würde, als die vorhergehenden Werke im Schaffenskatalog der Wolf Gang. Der wütende Jüngling im Glück legt jegliche Fesseln ab. Dadurch klingt nachfolgend nichts wie der bloße Versuch ein Erfolgsrezept weiterführen zu wollen, sondern wie die Inbrunst eines wilden Geistes, der dieses Album nicht weniger braucht als die Massen. Auf dämonisch tiefen Beats werden erwartungsgemäß allerhand Tabus gebrochen, wobei immer wieder beeindruckende psychologische Erkenntnisse eingestreut sind. Die Komplexität dieses Charakters und die Mischung aus Sturm und Drang und Realismus im Lebensgefühl des Goblins machen dieses Album zu einem aufwühlenden Trip durch menschliche Abgründe.