Review

Fontaines D.C.

Romance

XL Recordings • 2024

Ganz unschuldig säuselt Grian Chatten auf »Romance« gegen den dröhnenden Gitarrendonner an, der im gleichnamigen Opener so martialisch eine neue Ära von Fontaines D.C. einläutet. Und wo es donnert, ist ein Gewitter meist nicht weit. Der Sturm, der sich hier zusammenbraut, schaukelt sich allerdings recht schnell zum Höhepunkt auf. »Starburster« knüpft direkt an den Opener an und schlägt mit voller Wucht und Chattens nörgelndem Sprechgesang ein. Das Gefühl des Unwohlseins basiert auf einer Panikattacke, die den Leadsänger am Londoner Bahnhof St. Pancras ereilte und ihn zu diesem Song inspirierte. Mehr als 35 Millionen Menschen hetzen dort jährlich von A nach B. Da kann einem schon mal die Luft wegbleiben – immer wieder hört man Chatten zwischen den Zeilen scharf einatmen, bis der letzte kräftige Atemzug am Ende des Liedes eher einem Würgen gleicht.

Soll es das schon gewesen sein? Fest steht: Die rohe Post Punk-Energie der ersten Alben weicht melancholischen Shoegaze- und Grunge-Elementen, die oft an den frühen Oasis-Sound erinnern. Auch äußerlich setzt die Band aus Dublin ein Zeichen, indem sie ihr altes Image abstreift und mit pinken Plüschjacken und futuristischen Brillen den Look des Außenseitertums auf die Spitze treibt. Im Musikvideo zu »Here’s The Thing« stehen dann auch Protagonistinnen im Mittelpunkt, die die Macht des Andersseins feiern – ganz im Stil von Horror-Klassikern wie »Carrie« oder »The Craft«. Die Platte endet mit »Favourite«, einer nostalgischen Ode an die Kindheit. Dabei hätte die orchestrale Ballade »In The Modern World« durchaus Abspann-Qualitäten gehabt. Chatten gesteht darin: »In the modern world / I don’t feel anything / And I don’t feel bad«.