Das französische Reissue-Label WeWantSounds setzt seine Reihe zu algerischer Musik fort – diesmal mit dem lange vergriffenen, mittlerweile begehrten Album Ken Andy Habib aus dem Jahr 1975. Der algerische Saxofonist Freh Khodja hätte allerdings kaum so geklungen, wie er hier klingt, hätte nicht Paris als kultureller Schmelztiegel entscheidenden Einfluss auf den Sound dieses Albums genommen.
Nachdem Khodja 1968 als 19-Jähriger nach Frankreich kam und seine musikalische Ausbildung an der École Normale de Musique fortsetzte, tat er sich Mitte der 1970er-Jahre mit der Band Les Flammes zusammen – Musiker aus unterschiedlichsten Regionen der afrikanischen Diaspora. Besonders Coladeira, eine kapverdische Stilrichtung, hat ihre Spuren in diesem vielschichtigen Amalgam hinterlassen. Arabische Musik trifft hier auf karibische Grooves und den Jazzfunk der Siebziger.
Während energiegeladene Stücke wie »Hawa« das Album antreiben, verleiht »Kalbou Ahzine« mit einer Prise Chanson-Pathos eine melancholische Note. Selbst sonnengetränkte Psychedelik schimmert durch – etwa im flirrenden »Ani Jit El Youm«. Ken Andy Habib funktioniert in verschiedensten Kontexten: auf der Tanzfläche ebenso wie im zurückgelehnten Hörmodus. Ein facettenreiches Werk, das die Vielfalt der Pariser Musikszene der 1970er-Jahre aufgreift und neu definiert.

Ken Andi Habib