Review

Ghostface Killah & Adrian Younge

Twelve Reasons To Die

Soul Temple Records • 2013

Dass Ghostface Killah einer der verlässlichsten Wu-Warrior ist, dürfte inzwischen bis in die entlegensten Chatprotokolle vorgedrungen sein. Dass er darüber hinaus zu den besten Storytellern im Rap zählt, sollte sich mit »Twelve Reasons To Die« nun auch herumsprechen. Denn sobald Ghost im Rahmen der vorliegenden zwölf Akte den auditiven Rachefeldzug des Tony Starks gegen einen Mafia-Clan skizziert, werden hochwertig stringente Horrorfilm-Storyboards porträtiert, die sicher auch die echten Leinwände bereichern könnten. Das engmaschige Albumkonzept von seiner zehnten LP führt GhostDeinis erzählerische Talente in ungeahnt zelluloider Dichte vor. Als Beispiel sei etwa »Enemies All Around Me« genannt, auf der Pretty Toney sich zu einer Fuzzbox-effektuierten Hood-Variante des »Lonesome Rider« inszeniert, umrahmt vom bittersüßen Falsettgesang William Harts. Das Spannende an »Twelve Reasons« ist aber nicht der Wally Champ selbst, sondern Adrian Younge. Mit Versatzstücken aus seinen Psych-Soul-Werken und dem beinharten Bad-Boy-Bap von »36 Chambers« transmittiert der Angelene Produzent eine fast haptische Exploitation-Diegese von staubüberzogener Beschaffenheit, die Toneys Vergeltungs-Verse stimmungsvoll be- aber nicht erdrückt. Epochale Frauenchöre, slappenden Bässe, dramatische Streich- und Blasinstrumentierungen fluktuieren auf ferralitischen Drumbreaks nicht etwa zu herkömmlichen Beats, sondern zu Morricone-ähnlichen Soundscapes, welche für die meuchelmörderischen Tathergangsanalysen von Ghost sowie seinen Clan-Kollegen kaum geeigneter sein könnten und »Twelve Reasons To Die« zwar nicht zum Classic, aber mindestens zum obligatorischsten Wu-Release seit Langem machen.