Review

Heiko Voss

3:30 Minutes To Live

Imara • 2022

Die Älteren erinnern sich ohnehin, die Jüngeren vielleicht gar nicht mehr unbedingt: Heiko Voss war in den 2000er Jahren eine der prägendsten Gestalten der Minimal-Techno-Szene. Rund um das Belgische Viertel in Köln und dem ansässigen Label Kompakt entstand damals eine Szene, die weltweit unter dem Etikett »Sound Of Cologne« gefeiert wurde. Mit seinem Bündnispartner Thomas Schaeben lief man nicht nur als Duo »Schaeben & Voss« heiß, sondern auch als Labelbetreiber. In London wurde man damals gefragt: Do you know »firm«-label?Yes, I do. Daneben gab es aber auch immer das Solowerk von Heiko Voss Und da glänzte das Feierbiest als gefühlvoller Elektro-Pop-Arrangeur. Bei »I Think About You« oder dem Album »Two Sides« fühlten sich jene, die am Wochenende gerade erst zwei Tage geravet haben auch am Arbeitsplatz in der Agentur verstanden und gut aufgehoben. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach fast zehnjähriger Pause also endlich wieder Musik. Und das Album »3:30 Minutes To Live« sagt einem schon mit seinem Titel, wo die Reise hingeht: 3:30 Minuten – der perfekte Popsong also. Als Kind der Achtziger wendet sich Voss solchen Granden wie Prince, Bowie und Hall&Oates zu. Ein fluffiger, einfacher, bisweilen auch camper Pop-Sound entsteht, der immer noch von den Versuchungen der Nacht berichten kann – nun aber ein wenig gezähmter und reifer ist. Dennoch: Der Spaß kommt nicht zu kurz. Wer die Codes von »Follow Your Line« nicht versteht, der muss nochmal zur Party-Nachhilfe.