Review

Hudson Mohawke

Cry Sugar

Warp • 2022

Sieben Jahre kein Album mehr gemacht, trotzdem gut beschäftigt gewesen. Ross Birchard alias Hudson Mohawke hat nicht allein EPs und Soundtracks herausgebracht oder Projekte wie TNGHT betrieben, er war zudem als Produzent aktiv, von Anohni über Kanye West bis zu Christina Aguilera. »Cry Sugar« wirkt jetzt wie eine Frischzellkur für die Clubmusik, obwohl er gar nicht so viel anderes tut als bisher. Er wirft seine Breakbeats, deren harte Präzision gern mit Ausdrücken wie »Laser« in Verbindung gebracht wird, zusammen mit allen möglichen Dingen, Hoover-Sounds in »Dance Forever« zum Beispiel. Am liebsten greift er aber zurück auf Soul-Gesang, gesamplet, versteht sich, kurze Zitate, die sich dann als große kleine Melodien über die rasende Geschichte legen. Wobei er die Hektik manchmal zugunsten erstaunlich ausgeruhter Hymnen hintanstellt. »It Is Supposed« ist so ein Fall, Ohrwurm und sich langsam zur Midtempo-Ekstase steigerndes Club-Ungetüm in einem. Andererseits besteht eine der Hautbemühungen von Hudson Mohawke seit jeher darin, vermeintliche Gegensätze zu schreddern. Hier gelingt ihm das oft mit minimalem Kraftaufwand. Da darf auch ein Geigensolo wie in »Lonely Days« nicht fehlen. Was ein gutes Beispiel für sein Können ist: In anderen Händen gerät derlei gern zu einem peinlichen uncoolen Moment. Bei Hudson Mohawke jedoch, unter anderem weil die Geige hinter den Gesang und die elektronischen Elemente gemischt ist und sich im Übrigen vom Schnulzigen sehr bald in Richtung Streicherfurioso erweitert, wird daraus etwas cool Uncooles. Reizüberflutung ist gut für dich.