Review

Anohni

Hopelessness

Rough Trade • 2016

Für alle Fans von Antony Hegarty, die seiner Zusammenarbeit mit Hercules & Love Affair nachtrauern, gibt es gute Nachricht. Antonys erstes Album unter seinem bzw. ihrem neuen Künstlernamen Anohni ist erneut eine Kooperation mit Elektronikproduzenten, von denen zumindest der eine – Hudson Mohawke – durchaus als clubaffin bezeichnet werden kann. Für Oneohtrix Point Never mag das weniger stark zutreffen, ein Disco- oder House-Album sollte man daher auch nicht erwarten. Dafür eine elektrisierende Spannung zwischen der fast überbordenden artifiziellen cheesiness von Hudson Mohawke und dem leicht düsteren konzeptuellen Ansatz Daniel Lopatins aka Oneohtrix Point Never. Mit Letzterem hatte Antony zuvor schon den introspektiven Song »Returnal« für das gleichnamige Album von Oneohtrix Point Never aufgenommen. »Hopelessness« hingegen ist in jedem Moment direkter, bombastischer und, ja, tanzbarer als die frühere Begegnung der beiden. Und diese leicht antagonistischen Klangwelten, die aus der Begegnung der zwei Produzenten erwachsen, passen ganz selbstverständlich zu Anohnis Stimme, die selbst so ein unübersichtlich geschichtetes Gebilde ist, in der sich die unterschiedlichsten Stimmen zu vereinen scheinen. Mit diesem samtenen Einmannchor singt Anohni abgründige Zeilen wie »Hello, drone bomb me« oder »I wanna see the animals die in the trees«. Und man lässt es ihm alles durchgehen, weil er diese Worte so singt, dass sie ihre dunkle Schönheit entfalten und einem zugleich ein – fragiles – Gefühl der Geborgenheit vermitteln.