Review

Alex Cameron

Oxy Music

Secretly Canadian • 2022

Wenn man als Kind mit seinen fremdsprachlichen Fähigkeiten noch nicht ganz so weit war, hat man Jahre später beschämt-schmunzelnd darauf zurückgeblickt, was man da eigentlich so gehört und laut mitgesungen hat, während man durch den »Candy Shop« spazierte. Dass dieser Effekt einen manchmal auch noch im Erwachsenenalter einholen kann, zeigt Alex Cameron auf unerbittliche Weise. Wie schon auf den drei vorherigen Alben, drückt er auch auf »Oxy Music« wieder unangenehme Themen in behände Pop-Refrains und vervollkommnet sie mit kulturellen Referenzen und Zeitgeist-Lyrics. »Best life« lässt gleich eine ganze Tirade an Internetphrasen los und bietet ob zu weniger Likes »a follow for a follow« an. In »Sara Jo« sucht der Australier die Schuld für eine dysfunktionale Familie: »Who told my brother that his kids are gonna die from this vaccine? « Das sollte keinen Spaß machen, ist mit seinem Stakkato-Flow aber so beschwipst und launig, dass der Fuß wippen muss. Alex Cameron steht dabei auf wackligen Beinen im Indie-Pop, weil sie gerne auch mal in Richtung Synthie-Glamour lostanzen würden und Busenfreund Roy Molloy mit seinen Saxofon-Cameos eher auf den 80s-Dancefloor gehört. Einzig das Rap-Feature von Lloyd Vines (»Cancel Culture«) und der rotzige Part von Jason Williamson von Sleaford Mods auf dem Titelsong verortet das Album eindeutig in der Neuzeit. Während die neun Songs und ihre galanten Refrains so durchlaufen, fängt man an, mitzusummen, mitzupfeifen und nach kurzer Zeit erwischt man sich dabei, wie man aus voller Kehle intoniert: »There’s only room for one in the k-hole«. Dann schmunzelt man beschämt, weil manches Lachen einem im Halse stecken bleiben sollte und es bei Alex Cameron doch nicht tut.