Review

Inoyamaland

Danzindan-Pojidon

We Release Whatever The Fuck We Want • 2020

Nur vier Jahre lang betrieben Haruomi Hosono und Yukihiro Takahashi ihr Label Yen Records, doch sollte der Einfluss der überwiegend von ihnen produzierten Alben darauf den Status der beiden Yellow-Magic-Orchestra-Mitglieder umso mehr untermauern. Schon im zweiten Jahr debütierte mit Inoyamaland eines der legendärsten Projekte aus dem Yen-Umkreis. Makoto Inoue und Yasushi Yamashita waren bereits bei der experimentellen Rock-Band Hikashu aktiv, taten sich aber ebenso für ein Studioprojekt zusammen, das sich dem verschrieben hatte, was in den letzten Jahren unter dem Namen »kankyō ongaku« oder Umwelt- und Hintergrundmusik ein fulminantes Revival feiert: »Danzindan-Pojidon« ist ein New-Age-Charme versprühende Instrumental-Platte, deren slicke Oberflächen die technologische und wirtschaftliche Aufbruchstimmung ihrer japanischen Heimat in simple und doch eingehende Melodien und plätschernde Akkorde übertrug. Mehr noch als befreundete Produzenten wie Hiroshi Yoshimura war das bis heute aktive Duo einer fast schon poppigen Version von Ambient verpflichtet, die geradezu als entschleunigte, beatlose Interpretation der Musik des Yellow Magic Orchestras oder Kraftwerk durchgehen könnte. Mit Ausnahme der dräuenden, Industrial-verwandten und nahezu psychedelischen Untertöne auf »Collecting Net« klingt dieses Album frappierend harmlos und einlullend, scheint sogar oftmals den pseudo-mittelalterlichen Klängen späterer Videospielmusik vorzugreifen – »Shuffer« und »Pokala« eröffnen das Album, als handle es sich um einen SNES-Soundtrack. An anderen Stellen aber scheint das Sounddesign des Duos sogar den Klang noch weit entfernterer Zukünfte anzudeuten. »Glass Chaim« oder dem Proto-Glitch-Track »Apple Star« dürften in ihrer Zeit kleine futuristische Schocks unter das ansonsten wandtapetige Miteinander von Wohlfühlsounds gemischt haben. »Danzindan-Pojidon« war eine nah am Zeitgeist agierende Platte, die ähnlich wie andere Produktionen aus dem Yen-Umfeld bis heute noch Impulse setzt – wenngleich nicht unbedingt über seine gesamte Länge.