Review

J-Zone

Peter Pan Syndrome

Old Maid Entertainment/hhv.de • 2013

HipHop ist ein Käfig voller tragischer Helden und spätestens seit seiner Industrie-Abrechnung/Biografie »Root For The Villian« ist J-Zone sowas wie der Oberbefehlshaber gescheiterter Existenzen. Denn eigentlich hatte die New Yorker Indie-Ikone gar nicht mehr vor, im »Game« mitzuspielen – und das macht sich auf seinem Comeback-Album im positiv bemerkbar. Warum sollte ein erwachsener Mann, der die Musikbranche verteufelt, noch Musik machen? Es liegt ihm einfach am Herzen – das »Peter Pan Syndrome«, eben. »Sometimes I wonder that myself: Your are born in the seventies and still doing this hip hop shit !?«, kommentiert Jay die krampfhafte Berufsjugendlichkeit eines Rap-Rentners auf »Rap Baby Boomers«. Gewohnt bissig, humoristisch, reflektiert und skurril trashtalkt sich der 37-Jährige in aller unpeinlichen Selbstentblößung durch die 22 Tracks und Skits über neureiches Etepetete-Getue mancher MC-Kollegen (»Jackin’ For Basquiats«) oder schmierigen Bodylotion-R&B (»Black Weirdo«). Seine Comedy-Imitationen stereotyper Rap-Character wie »Chief Chinchilla« oder »Swagmaster Bacon« persiflieren den heutigen State-Of-The-Art aus der Sicht eines Mannes, der nichts mehr zu verlieren, aber seiner Misanthropie Luft zu machen hat. J-Zone hat um seine vertonte Mid-Life-Crisis zudem komplexe Arrangements konzipiert, die sich der Ästhetik von »3 Feet High And Rising« oder 3rd Bass’ »The Cactus Album« bedienen. Eigens eingespielte Schlagzeug-Settings, Synthie-Sounds und pointiert-gesetzte Schnipsel aus der Sample-Fundgrube, die daran erinnern, dass Hiphop mal so richtig gescheppert hat. Das ist wahnsinnig und vor allem wahnsinnig unterhaltsam. Erwachsen werden wir später.