Review Hip-Hop

J-Zone

Root For The Villain

Old Maid Books • 2011

Literatur über HipHop verwundert niemanden mehr, wenn selbst der Suhrkamp Verlag sich erblödet, ein Buch zu dem Thema zu veröffentlichen. Ein Großteil von diesen Werken kann nach wenigen Seiten bereits guten Gewissens im Regal als Dekoration verschwinden, denn wirklich etwas erzählen, das tun die wenigsten dieser Bücher. Zu dieser Sorte gehört Root For The Villain von J-Zone aber definitiv nicht. Denn er steht stellvertretend für eine große Zahl an Menschen, die gerne einen Fuß in die Tür des Musikgeschäftes bekommen hätten.
Gerade das macht diese Mischung aus Kommentar und Biographie so unglaublich spannend. J-Zone beginnt über seine Großväter zu berichten, darüber wie er einen Ständer im Matheunterricht verbergen musste wegen Darlene, der Dame vom Cover von High Rollers. Und schon merkt man, dass das gar nicht so fern ist von den eigenen Ideen und Einflüssen damals. Wollte nicht jeder schon einmal eine Band gründen bis dieser Wunschtraum von der Vorstellung der eigenen Bar in der Studienzeit abgelöst wird? Über die ersten Aufnahmen und die ersten Billboard-Platzierung geht es zum Absturz und dem Ende vom Traum der eigenen Rap-Karriere. Knapp hundert Seiten später treibt es einem dann fast selbst die angenehme Schamesröte ins Gesicht, wenn J-Zone beschreibt, wie ihn jemand mal erkennt aufgrund seines musikalischen Werdegangs. Allerdings bleibt der Blick nie nur auf seiner Biographie – zwischendurch schiebt J-Zone mal ein Ratespielchen mit berühmten Plätzen in New York ein, gibt Dating-Tipps oder einfach nur seinen Kommentar zur Sache ab. Das liest sich alles kurzweilig, macht aber Laune. Es ist ein ehrlicher Blick, den J-Zone auf sein Leben und das Musikgeschäft gibt. Keine Träumerei, keine Verblendung, nur ab und an gesunder Sarkasmus über diese ganzen Zustände, durch die sich J-Zone da quälen musste. Seine Karriere mag daran zwar gescheitert sein, seine Vorstellung von HipHop ist es nicht. Ab und an kommt die Kritik zwar etwas zu pauschal kommt und manche Ansichten dürfte so wohl nur in Indie-Rap-Kreisen zirkulieren, doch J-Zone packt den Leser. An den wichtigen Stellen erklärt er genug und an den wichtigeren lässt es Erklärungen aus, sodass man bei Root For The Villain oft konspirativ zustimmend nicken kann. Denn dieser Typ hat endlich mal etwas zu erzählen – und so wird einem am Ende weit mehr beigebracht, als die gehobene akademische Literatur zum Thema.

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